Düsseldorf Metro-Aktionäre brauchen viel Geduld

Düsseldorf · Die Wertpapiere haben bis heute das Niveau nach dem Neustart im Juli 2017 nicht mehr erreicht. Die Aufspaltung hat an der Börse nichts gebracht - dafür aber Ärger mit der Staatsanwaltsschaft. Das Management weist alle Vorwürfe zurück.

Nein, richtig glücklich können die Metro-Aktionäre mit der Entwicklung des Aktienkurses nicht sein. Seit dem 13. Juli sind der Lebensmittel- und der Elektronikhandel der alten Metro als neue Metro und als Ceconomy getrennt voneinander notiert. Den damaligen ersten Börsenpreis von 20 Euro hat das Papier der neuen Metro (Wholesale, was früher der Großhandel Cash & Carry war, und die SB-Warenhauskette Real) seither nicht erreicht. Da mag Vorstandschef Olaf Koch wie gestern bei der Hauptversammlung noch so sehr die Strategie des Konzerns preisen, den Fortschritt bei der Digitalisierung, die neue Nähe zu den Kunden, das Engagement der Mitarbeiter, die Verbesserungen bei Real - den Aktienmarkt hat er noch nicht überzeugt.

Gestern schaffte die Aktie nach vorübergehenden Einbußen ein leichtes Plus. Aber mit 17,80 Euro kann man als Anteilseigner, der den verständlichen Wunsch auf Wertsteigerung hat, nicht zufrieden sein. Bei einigen schwingt Ungeduld mit, dass Aussagen des Vorstandsvorsitzenden irgendwann doch mal am Aktienmarkt fruchten müssten. Auch die Ankündigung, dass der operative Gewinn im Geschäftsjahr 2017/18 (geht bis zum 30. September) um zehn Prozent steigen soll, hat die Börsianer nicht gerade aufgerüttelt.

Da kommt es ganz besonders schlecht, dass das Management auch noch mit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft leben muss. Die geht dem Verdacht auf Marktmanipulation und Insiderhandel nach. Die Vorstandsmitglieder der alten Metro sollen den Kapitalmarkt zu spät über die Teilungspläne informiert haben, und unter anderem beim Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Steinemann geht es um möglichen Insiderhandel. Steinemann kaufte im Februar 2016 Metro-Aktien für gut eine Million Euro - einen Monat, bevor die Veröffentlichung der Spaltungspläne den Aktienkurs an einem Tag um bis zu 15 Prozent steigen ließ.

Steinemann hat diesen Vorwurf gestern erneut zurückgewiesen. Der Verdacht der Ermittler trage nicht, so der Chefkontrolleur. Und auch der Vorstandsvorsitzende Olaf Koch ist davon überzeugt, dass sich die Beteiligten alle gesetzeskonform verhalten hätten. "Wir brauchen keinen Plan B für das Ermittlungsverfahren", sagte Koch auf die Frage, was denn sei, wenn sich die Unschuldsvermutung doch als falsch herausstellen sollte.

Einen Plan B hat Koch auch für Real (noch?) nicht in der Tasche. Er preist das neue "Foodlover"-Konzept der vor eineinviertel Jahren eröffneten Markthalle in Krefeld, das demnächst auch in Braunschweig umgesetzt werden soll und in Teilen schon in anderen Real-Märkten angewandt wird. Wie viel mehr Umsatz und Ergebnis der Kundenzuwachs von 30 Prozent in Krefeld gebracht hat, sagt Koch nicht. Es bleibt der Verweis auf die viel zu hohen Personalkosten, deretwegen der Manager und seine Kollegen mit der Gewerkschaft Verdi verhandeln. Bis Ende März soll eine Lösung stehen. Zuletzt schienen die Fronten aber verhärtet. "Die wirtschaftliche Tragfähigkeit ist ohne Kostensenkung nicht darstellbar", sagt Koch. Übersetzt: Wenn die Personalkosten nicht runter gehen, hat Real keine Chance.

Dass Russland das große Problem im Wholesale-Geschäft ist, muss Koch natürlich einräumen. Neun Prozent hat der Konzern dort zuletzt an Umsatz verloren, weil die Einkommen gesunken sind und der wettbewerb härter geworden ist. Doch auf mittlere Sicht glaubt der Konzernchef an Besserung: "Russlands Marktstruktur ist spektakulär gut", sagt Koch, und damit meint er nicht nur Hotels, Gastronomen und Restaurants in den größten Metropolen Moskau und St. Petersburg, sondern "auch in Sotschi, Kasan und Rostow".

(RP)
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