Düsseldorf Die Börse bejubelt die Metro

Düsseldorf · Der Handelskonzern legt beim operativen Ergebnis zu. Aber vor der Aufspaltung im Sommer 2017 gibt es noch einige Probleme.

Metro-Aufspaltung 2017: Die Börse bejubelt den Handelskonzern
Foto: dpa, sk mbk hak

Wenn der Aktienkurs eines Unternehmens nach der Präsentation der Zahlen um mehr als vier Prozent steigt, scheint alles gut zu sein. Insofern kann man den Eindruck haben, beim Handelskonzern Metro sei die Welt in Ordnung. Mit dem Kursanstieg hat die Börse gestern ein Plus von drei Prozent beim operativen Gewinn honoriert. Dass dieses Ergebniswachstum rein rechnerisch allein durch höhere Erlöse aus Immobilienverkäufen und Erträge aus der Ablösung von Pensionsverpflichtungen zustande kam, hat niemanden gestört. Der Aktienkurs stieg auf ein Niveau, das er zuletzt vor eineinhalb Jahren gesehen hatte. Ein bisschen Rückenwind vor dem heutigen Strategietag, an dem der Konzern Details zur geplanten Aufspaltung des Unternehmens im kommenden Jahr bekanntgeben will.

Metro-Chef Olaf Koch jedenfalls sieht genug Anlass zu Zufriedenheit und Zuversicht vor der Teilung. Bei der sollen das Geschäft mit dem Großhandel (Cash & Carry) und die SB-Warenhauskette Real einerseits und die Elektronikhandelsgruppe Media-Saturn andererseits in zwei jeweils börsennotierte Gesellschaften aufgespalten werden, für die es dann leichter werden soll, Investoren zu finden. Das Kalkül: Die einen Geldgeber wollen lieber in den Lebensmittelhandel investieren, die anderen eher in Elektronik.

Dem Plan müssen noch die Metro-Aktionäre bei der Hauptversammlung am 10. Februar des kommenden Jahres zustimmen, aber das scheint derzeit nur eine Formsache zu sein, da die großen Investoren Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim den Plan unterstützen.

Die Teilung sei auf gutem Weg, hat Koch gestern gesagt. Das gilt aus seiner Sicht vor allem für die beiden Kernfelder. Media-Saturn profitiert nach Kochs Angaben vor allem vom immer wichtigeren Online-Handel, der im Geschäftsjahr 2015/2016 (am 30. September beendet) um elf Prozent auf rund zwei Milliarden Euro gewachsen ist. Beim Serviceumsatz (Wartung, Reparatur, Installation) beträgt das Plus 30 Prozent. Dagegen bleibt die Tochter Redcoon, ein reiner Online-Händler, eine Enttäuschung. Bei Redcoon ist teils unprofitables Großhandelsgeschäft mittlerweile eingestellt worden. Insgesamt wuchs die Kette nur um 0,6, flächenbereinigt sogar nur um 0,1 Prozent.

Cash & Carry, die zweite Wachstumssäule, leidet weiter unter den seit Jahren existierenden Währungsnachteilen, vor allem beim Rubel. Das ist für die Sparte deswegen ein Problem, weil allein drei Achtel des Umsatzes zuletzt aus dem Russland-Geschäft kamen. Das hat auch dazu beigetragen, dass der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um 2,3 Prozent gesunken ist.

Die Probleme bei Real sind noch lange nicht gelöst. Zwar hat die Metro nach der Tarifeinigung mit der Gewerkschaft Verdi begonnen, ihre SB-Warenhaustochter einer Frischzellenkur zu unterziehen, aber das ist ein langwieriger Prozess. Schaut man auf das abgelaufene Jahr, beklagt Real zunächst einmal erneut einen Umsatzschwund, und zwar auch dann, wenn man die Standortschließungen berücksichtigt. Konzernchef Koch räumt auch ein, dass es noch Standorte ohne nachhaltige Perspektive gebe - die werden vermutlich auch nicht überleben.

Der Vorsteuergewinn (Ebit) ist 2015/16 zwar um zwölf Millionen auf 100 Millionen Euro gestiegen, aber das verdankt das Unternehmen besseren Einkaufskonditionen, dem für Real günstigen Tarifabschluss und den Standortschließungen. Die große Wachstumsstory sucht man bei Real derzeit (noch) vergebens. Vermitteln soll die der jüngst eröffnete Demo-Store in Krefeld - "ein Meilenstein für die weitere Entwicklung von Real", wie Koch sagt.

Fazit: Die Metro hat noch einige Probleme vor der Aufspaltung. Die Verschuldung indes ist keines mehr. Auf 2,3 Milliarden Euro ist sie Ende September gesunken, das sind noch einmal 200 Millionen Euro weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

(RP)
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