Düsseldorf Metro: Insiderverdacht gegen vier Personen

Düsseldorf · Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf weitet ihre Untersuchungen aus. Der Verdacht auf Marktmanipulation richtet sich offenbar gegen fünf im Frühjahr 2016 amtierende Vorstandsmitglieder, die die Spaltungspläne zu spät veröffentlicht haben könnten.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Insiderverdacht und Marktmanipulation beim Handelskonzern Metro weiten sich aus. Insgesamt gibt es jetzt in Sachen möglichen Insiderhandels vier Verdächtige, wie die Anklagebehörde mitteilte. Die Namen des Chef-Kontrolleurs Jürgen Steinemann und des Metro-Vorstandsmitglieds Pieter Boone waren bereits in der vergangenen Woche bekannt geworden. Die weiteren Verdächtigen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein "unternehmensfremder Beschuldigter", der Metro-Aktien gekauft habe, "wobei der Kaufentscheidung ein Hinweis eines Mitarbeiters der Metro AG zugrunde gelegen haben könnte".

"Wir haben die Presseinformation der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis genommen und werden wie bisher eng mit den Behörden zusammenarbeiten, da wir naturgemäß ein hohes Interesse an einer Aufklärung der angesprochenen Punkte haben", teilte die Metro gestern mit. Die Staatsanwaltschaft bestätigte gestern nur die Anzahl der Personen, aber keinen Namen. Das gilt auch für jene fünf, die unter dem Verdacht der Marktmanipulation stehen. Bei diesem Vorwurf geht es darum, dass die Metro möglicherweise ihre Ad-hoc-Meldepflicht verletzt hat, indem sie die Absicht, den Konzern aufzuspalten, zu spät veröffentlicht hat. Für solche Meldungen ist in der Regel der Vorstand zuständig. Dem gehörten im März 2016 neben Boone Vorstandschef Olaf Koch, Arbeitsdirektor Heiko Hutmacher, Finanzvorstand Mark Frese und Pieter Haas an. Frese und Haas arbeiten heute für den Elektronikhändler Ceconomy, zu dem seit der Aufspaltung Media-Saturn gehört.

Im März 2016 hatte die Metro die Absicht veröffentlicht, dass der Konzern aufgespalten werden sollte, weil man sich davon mehr Attraktivität für Investoren verspreche. Die Aktie der damaligen Metro AG legte am Tag der Ankündigung in der Spitze um 15 Prozent zu. Die Frage, die die Düsseldorfer Staatsanwälte jetzt prüfen müssen: Haben die Beteiligten im Februar des vergangenen Jahres ihren Wissensvorsprung genutzt und Aktien gekauft in der Erwartung, die Kurse würden nach Veröffentlichung der Spaltungspläne steigen? Und wann waren die Pläne so konkret, dass die Metro respektive ihr Vorstand diese Pläne hätte öffentlich machen müssen?

Ins Rollen gekommen sind die Ermittlungen durch eine Anzeige der Finanzaufsicht Bafin bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Daraufhin hatte es am vergangenen Freitag eine Razzia in der Konzernzentrale gegeben, bei der vier Staatsanwälte, zwei Bafin-Vertreter und zehn Polizisten Unterlagen sicherstellten. Bei den Durchsuchungen seien Dateien als Beweismittel sichergestellt worden. Diese würden nun ausgewertet, gab die Staatsanwaltschaft bekannt, deren Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen das Verfahren leitet. Sollte sich der Verdacht des Insiderhandels bestätigen, droht den Beschuldigten mindestens eine Geldstrafe. Möglich ist bei einem solchen Delikt aber auch eine Haftstrafe bis zu fünf Jahre.

Auf die aktuellen Börsenkurse hatten die Nachrichten gestern keinen großen Einfluss. Die Aktie der Metro, zu der das Wholesale-Geschäft (früher Cash & Carry) sowie die SB-Warenhauskette Real gehören, legte um gut ein Prozent zu. Das Ceconomy-Papier verlor etwa 0,5 Prozent.

(RP)
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