Düsseldorf Metro leidet unter Rubel-Schwäche

Düsseldorf · Der Kursverfall der russischen Währung hat zwischen Oktober und Dezember 60 Millionen Euro Vorsteuergewinn gekostet. Das belastet den Börsenkurs. Konzernchef Koch bleibt zuversichtlich. Er setzt auf die digitale Schiene.

Das Russland-Geschäft bleibt für den Handelskonzern Metro eines mit deutlichen Risiken. Schuld daran ist der Kursverfall des Rubel. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2014/2015, in dem das für Einzelhändler so wichtige Weihnachtsgeschäft liegt, hat das Unternehmen vor allem wegen der Währungsschwäche in Russland fast 60 Millionen Euro an Vorsteuergewinn verloren. Die Tatsache, dass ohne diesen Effekt das Ergebnis vor Steuern und Zinsen leicht gestiegen wäre und das Russland-Geschäft ungeachtet der Auseinandersetzungen in der Ost-Ukraine operativ gut läuft, trösten nur wenig. Denn solange niemand weiß, ob der Konflikt entschärft werden kann oder weiter eskaliert, kann auch niemand eine sichere Prognose darüber abgeben, ob der Rubel weiter abstürzt - mit entsprechenden Konsequenzen für das Geschäft der Großkonzerne.

Das ist das eine Problem, das Olaf Koch gegenwärtig plagt. Das andere ist die Kostensituation beim SB-Warenhausbetreiber Real. Um bis zu 30 Prozent lägen die reinen Arbeitskosten über denen von Wettbewerbern, hat Koch gesagt. Tarifpartnerschaft sei ein wichtiges Gut, betont der Metro-Chef, aber er empfindet die aktuelle Situation als "ökonomisch nicht tragfähig". Was er meint: Teile der Konkurrenz zahlen nicht nach Tarifvertrag, andere schon. Und in der Furcht, Real könne dem Verhaltensmuster seiner Wettbewerber folgen, hat die Gewerkschaft Verdi schon mal "eine Gegenreaktion" angekündigt. Das hieße Streik. Metro-Chef Koch vermeidet die Kampfrhetorik, fordert aber Veränderungen im Tarifvertrag.

Abseits solcher Baustellen geben sich der Vorstandsvorsitzende und sein Finanzvorstand Mark Frese gewohnt optimistisch. Letzterer lobt die Verringerung der Nettoverschuldung um 600 Millionen auf 900 Millionen Euro und nennt diese Zahl einen "historischen Tiefstand". In den vergangenen Jahren sei es der Metro gelungen, die Schulden um 2,5 Milliarden Euro zu senken. Dies soll Spielräume eröffnen. Ob dies mit Zukäufen verbunden sein könnte, ist noch unklar. Einstweilen redet Koch von der neuen Innovationsstrategie des Konzerns. Dahinter verbirgt sich ein Bündnis mit dem amerikanischen Start-up-Netzwerk Techstars, das besonders innovative Geschäftsideen in Hotels, Restaurants und Catering-Betriebe bringen soll. "Geschäftsabläufe oder Kundenbeziehungen vereinfachen, beschleunigen und in das digitale Zeitalter führen", heißt das im Zukunfts-Deutsch. Und profitieren will die Metro als Bote der Idee beim zufriedenen Kunden, vielleicht irgendwann auch als Miteigentümer eines solchen Kreativ-Unternehmens oder als Mitanbieter innovativer Strategien. Das Potenzial aus seiner Sicht ist groß, weil nach wie vor fast 80 Prozent der Unternehmen auf die Nutzung von Reservierungsplattformen verzichten und jedes dritte aus der Gastronomiebranche noch keine eigene Website hat. Koch jedenfalls setzt voll auf die digitale Schiene. Er verweist auf den weiter steigenden Online-Umsatz im Konzern, dazu auf das Belieferungsgeschäft, das ja auch zumindest zum Teil auf digitalen Bestellungen fußt. Die Börse hat die Metro-Zahlen gestern mit Enttäuschung zur Kenntnis genommen. Der Aktienkurs brach um mehr als drei Prozent ein - eine Entwicklung, die die Aktionäre wenig begeistert haben dürfte.

Währenddessen bleibt der Streit beim Elektrofachhändler Media-Saturn vorerst ungelöst. Dessen Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals fordert die Absetzung des von der Metro entsandten Geschäftsführers Pieter Haas, die Metro lehnt das ab. Die Entscheidung über die Klage von Kellerhals will das Landgericht Ingolstadt am 21. April verkünden. Aber die Richter tendieren offenbar dazu, die Klage des Media-markt-Gründers abzulehnen. Das wäre zumindest ein juristischer Teilerfolg für die Metro.

(RP)
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