Düsseldorf Metro öffnete vor 50 Jahren ersten Markt

Düsseldorf · In Mülheim (und Gladbach) starteten die Großhandels-Märkte. Sie schrieben Handelsgeschichte.

Jubiläum bei der Metro: Heute ist es 50 Jahre her, dass der erste Großmarkt des Handelsriesen in Mülheim an der Ruhr seine Tore öffnete. Inspiriert von Cash&Carry-Märkten in den USA bot das am 27. Oktober 1964 eröffnete Geschäft gewerblichen Kunden auf 14 000 Quadratmetern gegen Barzahlung nicht nur Lebensmittel, sondern auch diverse andere Artikel zum Mitnehmen und wurde damit zur Keimzelle eines der größten deutschen Handelskonzerne.

"Das war damals eine tolle Idee", sagt der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. "Das Unternehmen bot den Gastronomen und Einzelhändlern der Wirtschaftswunderzeit die Möglichkeit, ihren Warenbedarf effizient und preiswert zu decken. Das war eine Marktlücke und sie waren damit sehr erfolgreich."

So expandierte das Unternehmen unter seinem Chef Otto Beisheim rasch. Schon vier Jahre nach der Eröffnung wagte die Metro den Schritt ins Ausland. Heute betreibt der Konzern mehr als 750 Großmärkte in 28 Ländern. Selbst in Russland, Indien, China und Japan finden sich Filialen.

Dass die Zeit für Großhandelsmärkte gekommen war, zeigte sich auch in Mönchengladbach. Schon 1962 hatte der Mehlmüller Eugen Viehof den Selbstbedienungs-Großmarkt "Selgros" gegründet. Das war die Keimzelle der Allkauf-Gruppe, die die Metro 1998 übernahm.

Die Metro beschränkte sich nicht lange auf den Großhandel. 1980 beteiligte sie sich am Warenhaus-Konzern Kaufhof. Dessen Chef Lovro Mandac erinnert sich noch heute daran, dass dies nicht alle gut fanden: Mancher Kaufhof-Mitarbeiter habe es befremdlich gefunden, dass plötzlich "die Kastenschieber aus Düsseldorf in das vornehme Warenhaus" kamen, erzählt er.

Später kamen durch Fusionen und Übernahmen die Elektronikketten Media Markt und Saturn sowie Allkauf (später: Real) dazu. Auch die Praktiker-Baumärkte und die Textilhandelskette Adler gehörten zeitweise zum Konzern. Das machte die Metro über Jahre zum größten deutschen Handelskonzern.

Doch nicht jeder Ausflug in andere Geschäftsfelder war ein Erfolg. "Zum Teil sind sie in Vertriebsformen eingestiegen, die ihren Höhepunkt überschritten hatten wie die Kaufhäuser", urteilt Roeb. Tatsächlich lief in den vergangenen Jahren vieles nicht mehr rund. Die Metro flog aus dem Dax. Den Titel des größten deutschen Handelskonzerns musste sie 2013 an Lidl abgeben. Media-Saturn leidet unter der Internet-Konkurrenz und dem Dauerstreit mit Miteigentümer Erich Kellerhals. Kaufhof schlägt sich zwar besser als Karstadt, muss aber auch kämpfen, um sich gegen Konkurrenten wie H&M und im Online-Handel wettbewerbsfähig zu sein. Real ist weit von befriedigenden Gewinnmargen entfernt.

Die Zukunft könnte für die Metro in einer Rückkehr zu ihren Wurzeln als reiner Großhändler liegen. Der Kaufhof steht schließlich schon seit langem zum Verkauf. Und auch über einen Börsengang der Elektronikkette Media-Saturn wird immer wieder spekuliert. "Es ist eine sehr realistische Perspektive, dass es die Metro in ihrer heutigen Form in fünf Jahren nicht mehr gibt", meint Handelsexperte Roeb.

(dpa/RP)
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