Düsseldorf Metro: Stillstand ist Rückschritt

Düsseldorf · Im ersten Quartal 2016/17 stagniert der Umsatz des Handelskonzerns. Die Börse straft das Unternehmen vorübergehend mit deutlichen Kursverlusten ab. Die Einzelteile vermitteln für die Zeit nach der Aufspaltung noch keine Kursfantasie.

Für den deutschen Einzelhandel sind die vier Adventswochen der wichtigste Abschnitt des Jahres, weil die Vorweihnachtszeit einen wesentlichen Teil zum Gesamtgeschäft beiträgt. Um den Effekt mitzunehmen, hat die Metro vor Jahren eigens ihr Geschäftsjahr so umgestellt, dass das vierte Quartal zum ersten wurde. Aber nach zwei Jahren mit positiven Zahlen hat der Handelskonzern diesmal im ersten Quartal Stagnation verzeichnet. Rund 17 Milliarden Euro Umsatz kamen von Oktober bis Dezember 2016 zusammen, sogar geringfügig weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Und weil auch an der Börse bisweilen Stillstand Rückschritt bedeutet, verlor die Metro-Aktie gestern nach Verkünden der Nachricht mehr als zweieinhalb Prozent. Am Nachmittag erholte sich die Aktie allerdings wieder; am Ende des Handelstages stand ein leichtes Plus.

Das ist nicht viel für Investoren, denen ja mit der für die Jahresmitte geplanten Aufspaltung des Konzerns eine Wachstumsstory verkauft werden soll. Von Wachstum ist derzeit bei der Metro keine Rede. Das Cash&Carry-Geschäft hat wenigstens flächenbereinigt leicht zugelegt, leidet aber weiterhin unter Währungsschwächen wie jener der türkischen Lira, die dieses Plus unter dem Strich wieder auffressen. Die SB-Warenhaustochter Real hat noch einmal vier Prozent der Erlöse eingebüßt und auch auf vergleichbarer Fläche noch verloren. Die im November eröffnete Markthalle in Krefeld meldet zwar positive Reaktionen und die typisch hohen Kundenzahlen nach einer Neueröffnung. Aber die Metro sagt nichts darüber, wie sich das im Umsatz niederschlägt.

Fazit: Das, was künftig Metro heißen soll, tritt auf der Stelle. Und das gilt genauso für die Elektronikhandelssparte. Dass Media-Saturn bald Ceconomics heißen soll, hat die Fantasie nur bei der Herleitung des Namens beflügelt, aber nicht im Hinblick auf Kurspotenzial an der Börse. Die Schuld für die Stagnation im Elektronikfachhandel gibt die Metro unter anderem der "zunehmenden Entzerrung des Weihnachtsgeschäfts, insbesondere vorgezogenen Käufen (Stichwort Black Friday)". Nur: Was im Dezember an Umsatz gefehlt hat, hätte nach der Rechnung im November eigentlich mehr rauskommen müssen als nur "robustes Geschäft".

Der Lichtblick in der Sparte ist das Internet-Geschäft. Der Umsatz der Onlineshops ist um 25 Prozent gewachsen. Auch mit Reparaturdienstleistungen und Garantieverlängerungen ist Media-Saturn um einen zweistelligen Prozentsatz gewachsen. Aber die allgemeine Wachstumsschwäche wird dadurch nicht behoben.

Konzernchef Olaf Koch umschreibt den Stillstand im Weihnachtsquartal höflich. "Insgesamt haben wir uns in einem anspruchsvollen Marktumfeld solide behauptet", erklärte der Vorstandsvorsitzende gestern. Er hält an seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr (bis Ende September) fest und erwartet auf Basis der aktuellen Konzernstruktur leichte Steigerungen beim Umsatz und beim operativen Ertrag (Ebit vor Sonderfaktoren).

Aber leichte Steigerungen sind nicht das, was die Investoren in Scharen herbeilocken könnte. Es bleibt also die Hoffnung, dass sich das nach der tatsächlichen Spaltung ändert. Im Februar sollen die Aktionäre der Metro über die Teilung abstimmen.

(RP)
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