Redmond Microsoft zeigt Windows 10 und 3D-Brille

Redmond · Der Softwarekonzern bringt die neueste Version seines Betriebssystems auf den Markt. Der Clou für die Verbraucher: Im ersten Jahr bekommen sie das Programm kostenfrei. Eigentlicher Hingucker ist aber die neue Holografie-Brille.

Die größte Überraschung bei der gestrigen Präsentation der Neuheiten aus dem Hause Microsoft kam in Form eines etwas klobigen Brillengestells daher: HoloLens heißt das neue Gerät des Konzerns, mit dem er Boden gegenüber Konkurrenten wie Apple, Sony oder Google gutmachen will. Es hat schon etwas von Science-Fiction, was das Kinect-Technik-Team da gestern präsentierte: Mit Hilfe der Brille lassen sich 3D-Elemente in den Raum projizieren - ganz so als seien sie real. Holografie nennt sich diese Technik. Der Nutzer kann dann das Wohnzimmer in die Marsoberfläche verwandeln, virtuelle Bausteine auf dem Wohnzimmertisch stapeln, einen Fernseher aus dem Nichts an einer Wand erscheinen lassen oder an dem Modell eines Motorrads herumtüfteln. Gesteuert wird all dies, wie bereits bei der Videospiele-Steuerung Kinect, mit Hilfe von Gesten.

Auch wenn der Konzern bereits eine Software für die Programmierung eigener HoloLens-Anwendungen angekündigt hat (HoloStudio), wirken die Brille und ihre Anwendungsmöglichkeiten noch recht verspielt. Es zeigt jedoch deutlich: Unter dem neuen Microsoft-Chef Satya Nadella vollzieht sich ein Kulturbruch bei dem zuletzt oft behäbig wirkenden Technologieriesen. Nadella will offenbar von der vorsichtigen Art seines Vorgängers Steve Ballmer abrücken. Gimmicks wie die HoloLens-Brille werden nun frühzeitig der Öffentlichkeit gezeigt - noch bevor sie massentauglich sind. Unter Ballmer wäre das undenkbar gewesen. Microsoft könnte mit dieser Strategie das angestaubte Image loswerden.

Angesichts des Rummels um die Holografie-Brille geriet die Vorstellung von Windows 10, das noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll, fast schon zur Nebensache. Das Design des neuen Betriebssystems wirkt aufgeräumt. Die bunten Kacheln - spätestens seit Windows 8 bekannt - hat Microsoft beibehalten. Inhaltlich macht der Konzern mit der neuen Software vieles richtig. Stichwort: Vereinheitlichung. Vielen Nutzern stößt es bislang sauer auf, dass sie auf unterschiedlichen Geräten unterschiedliche Betriebssysteme installiert haben müssen. Das wird sich nun ändern. Windows 10 läuft auf Smartphones, Tablets, der Spielekonsole Xbox One und dem Computer.

Das bringt Vorteile, etwa indem Apps nun universell sowohl auf dem PC als auch auf dem Smartphone einsetzbar sind. Microsoft will deshalb auch künftig nur noch einen zentralen App-Store anbieten. Zudem soll es künftig möglich sein, Spiele auf der Konsole Xbox One auf einen PC zu streamen. Der Spieler könnte dann das Programm auf der Konsole beenden und am PC weiterspielen.

Dinge, die beim Konkurrenten Apple bereits gang und gäbe sind, finden nun auch Eingang in die Microsoft-Welt. So präsentierte der Konzern den neuen Internet-Browser Project Spartan, der über einen Lesemodus verfügt, mit dem sich Texte auf Internetseiten noch lesefreundlicher anzeigen lassen. Apples Browser Safari hat dieses Feature bereits seit Längerem. Auch die Sprachsteuerung Cortana ähnelt der Apple-Sprachsteuerung Siri. Mit ihr lassen sich Flugpläne abrufen, Musik abspielen oder ein Tisch im Restaurant buchen.

Die gute Nachricht für Kunden, die bereits Windows 7 oder 8 besitzen: Ein Update auf die neue Version soll ein Jahr lang kostenfrei möglich sein. Interessierte Nutzer können sich auf der Website win-dows.com registrieren. Die Software für PCs soll in den kommenden Tagen veröffentlicht werden, die Version für mobile Geräte im Februar folgen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort