Preisverfall Milchbauern bekräftigen Forderung nach staatlichen Eingriffen

München · Seit Wochen protestieren in vielen Ländern Bauern gegen den Preisverfall bei der Milch. Die Landwirte bangen um ihre Existenz - und fordern staatliche Eingriffe. Doch die Politik ist uneins.

 Ende August hatten deutsche und französische Milchbauern gemeinsam gegen fallende Milchpreise demonstriert.

Ende August hatten deutsche und französische Milchbauern gemeinsam gegen fallende Milchpreise demonstriert.

Foto: dpa, wro pzi

Die deutschen Milchbauern haben angesichts des Preisverfalls bei der Milch erneut staatliche Eingriffe gefordert. Der Präsident des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, wiederholte in der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag) seine Forderung nach einer Deckelung der Milchmenge.

"Die Situation ist mehr als bedrohlich. Jeder weiß, dass bei 25, 26 Cent je Liter Milch die Kosten nicht einmal annähernd gedeckt werden können", sagte Schaber. "Die Produktionskosten liegen in Deutschland in den günstigsten Regionen bei 40 Cent je Liter und in Bayern bei 50 Cent." Seit Anfang vergangener Woche haben Landwirte bundesweit bei Staffelfahrten auf ihre Probleme aufmerksam gemacht, am Dienstag sollte es eine große Abschlusskundgebung in München geben.

Zu der Aktion erwartet der BDM mehr als 2000 Bäuerinnen und Bauern mit Hunderten Traktoren auf dem Münchner Odeonsplatz. Der Milchviehhalter-Verband macht für den Preisverfall das derzeitige Überangebot an Milch verantwortlich und fordert ein vorübergehendes Verbot der Überproduktion durch die Europäische Union. Wer weniger Milch herstelle, solle dafür einen finanziellen Ausgleich erhalten.

Der Auszahlungspreis, den die Milchbauern von den Molkereien erhalten, ist nach BDM-Angaben seit Ende 2013 im Schnitt von 41 auf 28 Cent pro Kilogramm Rohmilch gefallen. Viele der bundesweit rund 80.000 Milchbauern bangen wegen stark gesunkener Einnahmen um ihre Existenz.

Die Politik allerdings ist uneinig, mit welchen Maßnahmen sie gegen den Milchpreisverfall in Europa vorgehen soll. Nach einem Treffen von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) mit seinen französischen und polnischen Amtskollegen, Stéphane Le Foll und Marek Sawicki, am Montag wurde deutlich, dass Frankreich eine Intervention am Markt anstrebt. Schmidt lehnt dies ab. Am 7. September beraten die Agrarminister der EU auf einem Treffen die Lage der Bauern.

Schmidt rechnet mit einer zeitlich begrenzten Krise: "Zurück zu einer staatlich regulierten Produktion wollen wir nicht." Er sieht vor allem in einer befristeten Lagerhaltung sowie in einer Exportförderung und vorgezogenen Direktzahlungen an die Bauern - unter anderem für Natur- und Umweltschutz - Möglichkeiten, die Krise kurzfristig und maßvoll zu beeinflussen.

(dpa)
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