Leverkusen Monsanto-Deal im Visier der Kartellwächter

Leverkusen · Monopolkommission und US-Senatoren warnen vor der Marktmacht des Agrarchemie-Giganten. Auch viele Anleger sind skeptisch: Die Monsanto-Aktie zieht nicht an. Nun verordnet Bayer höhere Renditeziele für die Pharmasparte.

Der Megadeal von Bayer und Monsanto ruft die Kartellwächter auf den Plan. Der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, sagte: "Hier schließen sich Unternehmen zusammen, die zum Teil denselben Leuten gehören." Der US-Vermögensverwalter Blackrock habe an beiden Unternehmen Anteile von mehr als sechs bis sieben Prozent. Darauf sollten die Kartellbehörden ein Auge werfen.

In den USA sind die Bauern alarmiert. Sie fürchten, dass die Saatgut-Preise steigen, wenn der Gigant kommt. Der US-Senat ließ sich gestern von Managern beider Unternehmen die Pläne erläutern. Der republikanische Senator Charles Grassley aus Iowa sagte, er befürchte, die Konsolidierung könnte die US-Bauern schädigen. Die Wettbewerbsbehörden müssten die Übernahme gründlich prüfen.

Bayer hatte sich am 14. September mit Monsanto auf die Übernahme für 59 Milliarden Euro geeinigt. Das letzte Wort haben aber die Monsanto-Aktionäre und die Kartellwächter. Das deutsche Kartellamt hat dabei nichts zu sagen, bei solchen Megadeals ist die EU-Kommission zuständig. Sie gilt wie die US-Behörde als streng im Kampf gegen mögliche Monopole.

Bayer ist zuversichtlich, die Bedenken ausräumen zu können. Darum hatte der Konzern bereitwillig einer Erhöhung der Ausfallgebühr (Antitrust Break Fee) auf zwei Milliarden Dollar zugestimmt. Wenn der Deal am Ende an den Kartellbehörden scheitert, muss Bayer dem US-Konzern die Milliarden zahlen.

In Analystenkreisen ist man weniger optimistisch. Die Chance, dass der Deal durchgeht, liege bei 50 Prozent, meint der Vermögensverwalter Bernstein. Diese Skepsis erklärt auch den schwachen Monsanto-Kurs: Obwohl Bayer 128 Dollar je Monsanto-Aktie zahlen will, notiert sie aktuell nur bei 103 Dollar. Einige Anleger gehen offenbar von einem Scheitern aus, sonst hätte längst ein Run auf die Papiere eingesetzt.

In Finanzkreisen rechnet man damit, dass Bayer und Monsanto sich nun von Vermögensteilen in Milliardenhöhe trennen werden, um die Bedenken der Kartellwächter auszuräumen. Vor allem im Geschäft mit Raps- und Baumwoll-Saatgut, wo die beiden Konzerne auf sehr hohe Marktanteile kommen, könnte man wohl Federn lassen.

Eine weitere Sorge von Anlegern wie Mitarbeitern ist, dass Bayer nun sein Pharmageschäft vernachlässigt, um den Deal stemmen zu können. Diese Sorge versuchte Bayer-Chef Werner Baumann zu zerstreuen. Zur Veranstaltung "Meet the Management", zu der Bayer rund 100 große Investoren nach Köln eingeladen hatte, brachte er eine kräftige Anhebung der Rendite-Ziele mit. Danach soll im Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln die Umsatzrendite von 30 Prozent auf 32 bis 34 Prozent bis Ende 2018 steigen. Ob das neue Sparprogramme für die Mitarbeiter mit sich bringt, bleibt abzuwarten.

Bayer setzt auch auf höhere Umsätze: Für die aktuellen fünf Kassenschlager (darunter das Schlaganfallmittel Xarelto und das Augenmittel Eylea) erwartet der Konzern nun einen Spitzenumsatz von über zehn Milliarden Euro (bisher: 7,5 Milliarden). Noch mehr treibt Investoren die Sorge um, was danach kommt. Baumann betonte gestern, Bayer habe weitere "vielversprechende Kandidaten in der Pharma-Pipeline". Sechs davon (wie Vericiguat gegen Herzinsuffizienz oder Vilaprisan gegen Gebärmuttermyome) hätten ein Umsatzpotenzial von mindestens sechs Milliarden Euro. Das immerhin gefiel der Börse: Die Bayer-Aktie legt um ein halbes Prozent auf 92 Euro zu.

Für das Geschäft mit frei verkäuflichen Arzneien (wie Bepanthen und Aspirin) soll die Gewinnmarge dagegen nur von 24 auf 25 Prozent steigen. Der Bayer-Vorstand räumte ein, dass die Integration der einst für Milliarden zugekauften Sparte von Merck (Dr. Scholl's) mehr Probleme gemacht habe als geplant und man auch die Schwankungen im Schwellenländer-Geschäft unterschätzt habe.

Bei Monsanto kann Bayer aus seinen Fehlern lernen. Die entscheidende Frage wird sein, ob die Leverkusener auch die kartellrechtliche und politische Dimension der Übernahme verstanden haben.

(anh)
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