Mülheim Tengelmanns Millionen-Deal

Mülheim · Der Börsengang von Delivery Hero sorgt auch in Mülheim für viel Freude. Als einer der frühen Investoren profitierte Tengelmann Ventures besonders stark. Und ein früherer Delivery-Hero-Vorstand prognostiziert: Da geht noch viel mehr.

 Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter (links) und Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg läuten am 30. Juni die Börsenglocke. Es war einer der größten Börsengänge eines deutschen Start-ups in den vergangenen Jahren.

Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter (links) und Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg läuten am 30. Juni die Börsenglocke. Es war einer der größten Börsengänge eines deutschen Start-ups in den vergangenen Jahren.

Foto: Delivery Hero

Seit Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg vor einigen Tagen in Frankfurt die Börsenglocke läutete, dürfte man auch einige Hundert Kilometer entfernt in Mülheim mit Interesse beobachten, wie sich das Papier mit der Kennung A2E4K4 entwickelt. Denn auch das Familienunternehmen Tengelmann ist über seine Tochter Tengelmann Ventures bei der Lieferdienst-Plattform beteiligt. Rund 1,8 Prozent hält das Unternehmen nach Informationen unserer Redaktion. Bei einem aktuellen Börsenkurs von knapp 27 Euro entspricht das Aktienpaket damit umgerechnet einem Wert von etwa 73 Millionen Euro - ein Vielfaches dessen, was Tengelmann bislang investiert haben dürfte.

"Für Tengelmann ist das ein sehr positives Geschäft", heißt es aus informierten Kreisen. Verkauft haben die Mülheimer aber noch keine Aktien. Offenbar glaubt das Unternehmen, dass sich der Wert der Essens-Lieferdienste, die unter dem Dach von Delivery Hero gebündelt sind (Lieferheld, Pizza.de sowie der Restaurant-Lieferdienst Foodora) noch weiter steigern lässt.

Das sieht auch Claude Ritter so, der 2010 das Start-up Lieferheld mitgegründet hatte, das später unter das Dach der Holding Delivery Hero wanderte. Die Bewertung mit 4,4 Milliarden Euro sei beim Börsengang gut gewesen, so Ritter, läge allerdings unter den rund fünf Milliarden, die der Konkurrent Just Eat gerade wert sei. "Delivery Hero ist global viel stärker aufgestellt als Just Eat", sagte Ritter, der das Start-up vor einiger Zeit verlassen hat, um den Putzkräfte-Anbieter "Book a Tiger" zu gründen, unserer Redaktion: "Ich denke, dass die Bewertung von Delivery Hero innerhalb der nächsten zwölf Monate auf über sechs Milliarden Euro steigen wird."

Als Ritter und seine Mitstreiter Lieferheld gründeten, wurden die Speisekarten der Restaurants angeblich noch von Mitarbeitern per Hand eingescannt und abgetippt. Vom damaligen Führungsteam ist heute nur noch der aktuelle Vorstandschef Niklas Östberg an Bord. Das Wachstum stieg seit der Gründung rasant - und damit auch der Finanzbedarf. Tengelmann Ventures half. 2011 war man als Frühphasen-Investor ("Seed") eingestiegen und hatte danach bei weiteren Finanzierungsrunden 2012 und 2014 frisches Kapital eingebracht.

Auch bei Tengelmann hat man deshalb lange auf einen Börsengang gehofft. Allerdings hätte sich Delivery Hero damit aus Sicht der Mülheimer angesichts der rasanten Wachstumsraten noch Zeit lassen können, um das Geschäftsmodell weiter zu entwickeln, sagen Kenner. So hätte Delivery Hero vielleicht auch seine Verluste begrenzen können (zuletzt knapp 200 Millionen Euro pro Jahr bei einem Umsatz von lediglich 297 Millionen Euro), um eine noch bessere Bewertung zu bekommen. Doch das sei offenbar nicht im Interesse der großen Investoren gewesen, heißt es. Eine Tengelmann-Sprecherin wollte sich nicht zu Delivery Hero äußern.

Dafür sprach zuletzt Delivery Hero-Chef Niklas Östberg in einem Interview mit dem Portal "Gründerszene" über den Börsengang - und antwortete dabei auch Kritikern, die an der Leistungsfähigkeit des Unternehmens zweifeln. Früher hätten viele an manchen Märkten von Delivery Hero gezweifelt. "Wie wir über die Zeit bewiesen haben, laufen auch Märkte wie Ungarn", so Östberg: "Heute bezweifeln einige Leute, dass Foodora funktionieren kann - aber auch hier werden wir sie überzeugen. Es wird eben ein paar Jahre dauern."

(frin)
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