Los Gatos Netflix wächst so schnell wie nie zuvor

Los Gatos · Mehr als sieben Millionen neue Kunden hat der Streaming-Dienst im vergangenen Quartal gewonnen - den Großteil davon außerhalb des Heimatmarktes USA. Überschattet wird die Euphorie allerdings von einem Konflikt in Frankreich.

Der Online-Videodienst Netflix wächst weiter rasant - zu Jahresbeginn kletterten Nutzerzahlen, Umsatz und Gewinn stärker als erwartet. Im ersten Quartal stieg der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum von 178 Millionen auf 290 Millionen Dollar (234 Millionen Euro), wie das Unternehmen mitteilte. Die Erlöse legten um gut 40 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar zu. Insgesamt gewann Netflix 7,4 Millionen Kunden dazu, davon 5,5 Millionen außerhalb des US-Heimatmarktes.

Damit brachte es der Video-Streaming-Marktführer Ende März insgesamt auf 125 Millionen Nutzer, davon knapp 119 Millionen zahlende Kunden - und das, obwohl das Unternehmen zuletzt die Preise leicht erhöht hatte. Das spricht für eine gewisse Treue der Kunden. Die Quartalszahlen übertrafen auch die Prognosen der Analysten klar. Innerhalb des vergangenen Jahres hat die Aktie entsprechend 80 Prozent an Wert gewonnen. Auch der Geschäftsausblick kam am Markt gut an. Im laufenden Vierteljahr will Netflix den Umsatz um 41 Prozent und die Gesamtzahl seiner Nutzer auf über 131 Millionen ausbauen.

Um Rivalen wie Amazons Prime-Videodienst oder Hulu auf Distanz zu halten, nimmt Netflix viel Geld für eigene Produktionen in die Hand. Das Unternehmen bekräftigte, dieses Jahr 7,5 bis 8 Milliarden Dollar für eine weite Bandbreite an exklusiven Inhalten auszugeben. Dazu zählten Serien, Filme, Dokumentationen und Comedy-Formate. Netflix hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen mit selbstproduzierten Serien wie "House of Cards" oder zuletzt "Stranger Things" gemacht und ist mittlerweile nach eigenen Angaben in mehr als 190 Ländern zu empfangen.

Nicht überall kommt der Siegeszug des 1997 als Online-DVD-Verleih im kalifornischen Los Gatos gegründeten Unternehmens jedoch gut an. So wird es beim Filmfestival im französischen Cannes in diesem Jahr keine Netflix-Produktionen mehr im Wettbewerb um die Goldene Palme geben. Im vergangenen Jahr hatte der damalige Jury-Präsident Pedro Almodóvar gefordert, dass der Gewinner der Goldenen Palme in den Kinos zu sehen sein müsse. Nach heftiger Kritik, Cannes sei zur Werbeplattform für Netflix-Filme geworden, die vor allem im Abonnement zu sehen sind, wurden inzwischen die Regeln geändert. Von nun an dürfen nur noch Filme gezeigt werden, die in Frankreich auch in die Kinos kommen.

"Wir bedauern, dass unsere Filme in diesem Jahr nicht beim Filmfestival in Cannes konkurrieren können", erklärte Netflix. Die neuen Regeln würden bedeuten, dass Produktionen, die am Wettbewerb teilnehmen, in Frankreich drei Jahre lang nicht bei Netflix im Streaming-Angebot laufen dürften. Das sei für die französischen Nutzer unzumutbar. "Wir werden unsere Filme und Filmemacher weiterhin bei anderen Festivals rund um den Globus feiern, aber leider müssen wir in Cannes aussetzen", so Netflix.

(dpa)
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