Washington USA: Vorrang für Großkonzerne im Internet

Washington · Für Geld sollen Unternehmen ihre Filme besonders schnell an die Kunden liefern können.

Netzneutralität: Vorrang für Großkonzerne im Internet?
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Die US-Kommunikationsbehörde FCC will den Weg für bezahlte Überholspuren im Netz freimachen. Der Vorstoß sei Teil einer Neufassung der Regeln zur sogenannten Netzneutralität, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Unternehmen wie Disney+, Netflix oder Google sollen demnach die Möglichkeit bekommen, ihre Dienste mit garantierter Qualität zum Kunden zu bringen. Dafür müssten die Firmen den Internetanbietern wie Comcast oder Verizon allerdings einen Aufpreis zahlen. Auf diese Weise könnte beispielsweise ein Video-Streamingdienst sicherstellen, dass Nutzer die Filme ohne Ruckeln sehen können.

Eine solche Regelung wäre eine Abkehr vom bisherigen Prinzip der Netzneutralität, nach dem alle Datenpakete im Internet gleich behandelt werden müssen. Damit müssen für Internetnutzer alle Dienste gleich gut und schnell funktionieren. Verfechter der Netzneutralität befürchten, dass ohne diese Regel kleinere Firmen benachteiligt würden. Sie könnten sich die Extra-Zahlungen an die Internetanbieter womöglich nicht leisten und müssten dann mit einer schlechteren Übertragungsqualität rechnen. Nach dem Motto: Wer es sich nicht leisten kann, auf die Überholspur zu wechseln, steht im Stau.

Allerdings blieb zunächst unklar, wie die neuen Regeln der US-Behörde im Detail aussehen sollen. FCC-Chef Tom Wheeler betonte, es gebe keine grundsätzliche Abkehr von der Netzneutralität. Es werde keine Diskriminierung einzelner Inhalte geben.

Kritiker erklärten dagegen, dass die Schaffung einer garantierten Qualitätsklasse andere Angebote benachteilige. "Der Kern eines ,kommerziell angemessenen' Standards ist Diskriminierung", sagte Michael Weinberg von der Verbraucherschutz-Gruppe Public Knowledge der "New York Times".

Wie der Alltag ohne Netzneutralität aussieht, ist in Deutschland für Mobilfunkkunden im Kleinen erlebbar. So hat die Telekom einen Dienst mit dem Streamingdienst Spotify eingeführt. Kunden mit einem bestimmten Tarif haben die Möglichkeit, Musik über Spotify zu hören, ohne dass die genutzten Daten von dem Datenvolumen abgezogen werden. Hört ein Kunde seine Musik über einen anderen Streamingdienst, ist das Datenvolumen schneller aufgebraucht.

(RP)
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