Berlin "Die Bahn hat die Trendwende geschafft"

Berlin · Nach dem Rekordverlust 2015 ist der Staatskonzern wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Mehr als 700 Millionen Euro verdiente die Bahn im abgelaufenen Geschäftsjahr. Doch für den Vorstand bleibt viel zu tun.

Neuer Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz: "Bahn hat die Trendwende geschafft"
Foto: rtr, FAB/joh

Bei der Bilanz-Pressekonferenz der Deutschen Bahn (DB) ist in diesem Jahr einiges anders. Nicht nur, dass mit Richard Lutz ein neuer Bahnchef den Journalisten den Verlauf des Geschäftsjahres 2016 präsentiert. Statt eines schnöden Konferenzraums hat sich der Staatskonzern eine ungewöhnliche Lokalität ausgesucht: Im Berliner ICE-Werk Rummelsburg - die Schnauzen zweier riesiger ICEs im Rücken - verkündete der neue Vorstand eine Trendwende: Nachdem im Vorjahr mit einem Minus von 1,3 Milliarden Euro ein Rekordverlust in den Büchern stand, schaffte die DB nun 716 Millionen Euro Gewinn nach Zinsen und Steuern. Der Umsatz stieg um 108 Millionen auf 40,58 Milliarden Euro. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die Bahn mit einem Umsatz von mehr als 41,5 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von mindestens 2,1 Milliarden Euro.

Pünktlichkeit Der Konzern hat 2016 Boden gut gemacht. 78,9 Prozent der Fernverkehrszüge erreichten ihr Ziel pünktlich - also mit weniger als sechs Minuten Verspätung (2015: 74,4 Prozent), 92,7 Prozent (91,8) waren es im Regionalverkehr, 76,2 Prozent (72,9) im Güterverkehr. Lutz erklärte, man strebe für den Fernverkehr Pünktlichkeitswerte von 81 Prozent an. Da die Bahn aber in den kommenden Monaten massiv ihre Baustellen ausweitet, gilt das Ziel als ambitioniert. Die Verbesserung 2016 sei übrigens nicht auf dem Rücken der Konkurrenz zustande gekommen, erklärte Lutz. Wettbewerber der Bahn und die Verkehrsverbünde bemängeln regelmäßig, dass der Konzern seine verspäteten Fernverkehrszüge zulasten des Regionalverkehrs mit Vorrang durchleite.

Fernverkehr Den Zuwachs bei den Bahnreisenden schaffte die Bahn einmal mehr mit Schnäppchen-Tickets: Von 139 Millionen Kunden besaßen 24 Millionen ein 19-Euro-Ticket. Dennoch schaffte es der Konzern, den Umsatz im Fernverkehr leicht zu steigern. Die Zeit der Billig-Tickets ist Verkehrsvorstand Berthold Huber zufolge noch nicht vorbei: "Wir gewinnen Kunden, die nicht mehr Bahn gefahren sind." Und die DB kündigte weitere Qualitätsverbesserungen an: Der neue ICE 4, vor dem Lutz die Zahlen präsentiert, wird im Dezember eingeführt. Zeitgleich geht die Schnellfahrstrecke Berlin-München an den Start. Bahnreisende sollen dann in weniger als vier Stunden an ihr Ziel gelangen - eine Zeitersparnis von mehr als zwei Stunden gegenüber der bisherigen Verbindung.

Regionalverkehr Zuletzt hatte die Bahn lukrative Aufträge an die Konkurrenz verloren. Lutz sagte aber, dass er angesichts mehrerer gewonnener Ausschreibungen "mit etwas mehr Optimismus nach vorne" blicke. Auf den von der DB betriebenen Strecken sind Verbesserungen geplant. So sollen Kunden künftig auch im Regionalverkehr kostenfreien W-Lan-Zugang bekommen.

Güterverkehr Mit einem Verlust von 81 Millionen Euro bleibt das Segment das Sorgenkind des Konzerns. Der einstige Monopolist hat heute noch einen Marktanteil von 60 Prozent. Mit der Gewerkschaft EVG einigte sich das Management zuletzt auf einen harten Sanierungskurs. Ein eigener Konzernvorstand für Logistik und Güterverkehr soll die Kohlen jetzt aus dem Feuer holen - ist aber noch nicht gefunden.

(maxi)
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