Düsseldorf Nintendo bringt die Heimkonsole für unterwegs

Düsseldorf · Mit "Switch" lassen sich Spiele auf dem Fernseher anfangen und dann einfach mitnehmen. Der Erfolg ist für Nintendos Zukunft entscheidend.

Horden von Spielern in Parks, Verkehrschaos und gesperrte Brücken: Selten dürfte ein Videospiel die Öffentlichkeit derart beschäftigt haben wie "Pokémon Go" im vergangenen Sommer. Der Erfolg der Handy-App, bis heute mehr als 600 Millionen Mal heruntergeladen, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Macher Nintendo seit Jahren mit Problemen kämpft. Die letzte eigene Heimkonsole der Japaner, die Wii U, die man mit einer Art Tablet mit Knöpfen bedient, wurde mit gerade einmal 13 Millionen verkauften Einheiten zum größten Flop der Firmengeschichte. Zum Vergleich: Der Vorgänger Wii, der mit Fernbedienung und Bewegungssteuerung Bowling und Tennis in die Wohnzimmer brachte, ging über 101 Millionen Mal über die Ladentheke.

Heute erscheint Nintendos neuester Streich, vom Erfolg dürfte abhängen, ob es die letzte klassische Heimkonsole der Japaner wird. Das neue Zugpferd heißt "Switch" und soll die Verkaufsargumente von Wii und Wii U miteinander verbinden. Kernstück ist ein tragbarer Bildschirm, an dessen Seiten sich zwei kleine Fernbedienungen befinden. Die lassen sich abnehmen und reagieren neben Tastendruck auch auf Bewegungssteuerung. So lässt sich das Boxspiel "Arms" mit Schlägen in Richtung des Fernsehers lenken. Den neuesten Teil der Abenteuer-Reihe "Zelda" steuern Spieler aber nach wie vor mit Tastendruck. Klingt ein wenig kompliziert? Tatsächlich wirkt das große Umgestecke auf den ersten Blick nicht wirklich intuitiv. Zumal auch noch ein zusätzlicher Controller für all jene angeboten wird, die für längere Spielsitzungen auf mehr Komfort Wert legen.

Dafür will Nintendo mit einer anderen Idee punkten: die Heimkonsole für unterwegs. Spiele können auf dem Fernseher im Wohnzimmer angefangen und nahtlos auf dem Bildschirm in der Hand mitgenommen werden. Im Schnitt drei Stunden hält das mobile Spielgerät bei anspruchsvolleren Titeln. Damit will Nintendo den mobilen Markt mit dem der Heimkonsole verbinden. Und das aus gutem Grund: Smartphones und Tablets machten den mobilen Spielekonsolen zuletzt deutlich zu schaffen.

Branchenkenner zeigen sich noch zurückhaltend, wenn es um den Erfolg der Switch geht. Das liegt zum einen am mauen Spieleangebot zum Start, zum zweiten am relativ hohen Preis: 330 Euro soll das Gerät kosten - ohne Spiel. Die Konkurrenz von Microsoft und Sony gibt es mit Spiel schon für knapp 300 Euro. Zum dritten zieht die Switch im Vergleich auch bei der Grafik und beim Speicherplatz den Kürzeren.

Trotzdem melden viele Händler bereits, dass die Konsole zum Start ausverkauft ist. Und Nintendo hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass man sie nie zu früh abschreiben sollte. Nicht wenige prognostizierten, dass die Wii mit ihrer Bewegungssteuerung ein kompletter Flop werden würde. Was folgte, ist Videospiel-Geschichte.

(lukra)
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