Problem mit Sicherheitskontrollen Noch sechs Wochen Chaos am Flughafen Düsseldorf

Düsseldorf · Am Dienstag wurde am Flughafen die Polizei eingesetzt, um Passagiere zu beruhigen - die waren genervt vom Warten an den Sicherheitssperren. Flughafenchef Thomas Schnalke prüft nun eine Klage gegen die Sicherheitsfirma Kötter.

 Blick auf den Düsseldorfer Flughafen.

Blick auf den Düsseldorfer Flughafen.

Foto: Hans Blossey

Das Chaos rund um die Sicherheitskontrollen am Flughafen Düsseldorf eskaliert. Am Dienstag mussten Bundespolizisten beruhigend einschreiten, als Passagiere sich wegen bis zu 100 Meter langer Schlangen an den Sicherheitskontrollen lauthals beschwerten.

Thomas Schnalke, Vorsitzender der Geschäftsführung des Flughafens, kündigte öffentlich an, eine Klage gegen die Sicherheitsfirma Kötter zu prüfen, weil diese seit Wochen zu wenige Leute zu den Sicherheitskontrollen sendet. Sie habe mehrfach Besserungen versprochen, dies aber nicht eingehalten.

Ein Insider am Flughafen berichtete unserer Redaktion, dass das Chaos wohl bis Mitte Oktober dauern wird - also praktisch bis zu den Herbstferien ab 20. Oktober: "Bis dahin gibt es auf jeden Fall personelle Engpässe. Das geht aus den Einsatzlisten hervor", sagt der Security-Mitarbeiter.

Flughafen Düsseldorf: Noch sechs Wochen Chaos wegen Sicherheitskontrollen
Foto: Ferl

Eine Erklärung der Sicherheitsfirma Kötter bestätigt die schwierige Lage: Darin entschuldigt sich das Unternehmen zwar "bei allen Betroffenen, insbesondere bei den Fluggästen". Jetzt sei ein "Maßnahmenpaket eingeleitet". Doch eine Garantie für besseren Service unterbleibt: "Wir werden alles daran setzen, dass erste Verbesserungsmaßnahmen vor den Herbstferien greifen werden", sagt Peter Lange, geschäftsführender Direktor der zuständigen Kötter Aviation Security. Aber erst für nächstes Jahr sichert er zu, dass es sicher besser wird.

Obwohl die Probleme sich am Flughafen seit zwei Monaten hinziehen, handelt Kötter erst jetzt wirklich konsequent: Rund 40 Mitarbeiter sollen nun andere Firmen ausleihen - sie wurden "bereits angefragt". Der Krankenstand in der Sicherheitstruppe liegt bei täglich bis zu 75 fehlenden Mitarbeitern - nun hat Kötter vor wenigen Tagen mit dem Betriebsrat ein "Projekt zur Krankenstandsenkung" gestartet.

Verdi-Gewerkschaftssekretär Özav Tarim schildert die Lage drastisch: "Der Krankenstand liegt bei 20 Prozent. Viele Sicherheitsleute können nicht mehr. Sie haben kaum Pausen. Unhaltbare Zustände."

Dabei scheint ein Verschiebebahnhof der Zuständigkeiten die Krise mitverursacht zu haben. Gegenüber den Fluggesellschaften ist der Flughafen zuständig für die Abfertigung - die beschweren sich schon länger über Verspätungen. Doch für die Sicherheitskontrollen ist die Bundespolizei zuständig, die Kötter als Abwickler anheuerte.

Bei der Planung muss es ein großes Problem gegeben haben, bei dem sich nun aber alle Seiten für unschuldig erklären. Von anderen Flughäfen außer Berlin sind solche Missstände unbekannt.

Fakt zu sein scheint, dass die Bundespolizei im November 2016 Kötter gesagt hat, wie viel Personal für das Jahr 2017 am Flughafen benötigt wird. Mit diesen Angaben plante Kötter und stellte entsprechende Kräfte zur Verfügung. Im April habe es dann aber eine "deutlich gestiegen Mehranforderung" gegeben, erklärte Kötter-Manager Lange gestern per Presseerklärung. Darauf habe man aber nicht schnell genug reagieren können, weil die "seriöse Qualifizierung eines Mitarbeiters" fünf bis sechs Monate benötige.

Die Bundespolizei erklärt dagegen, man habe Kötter immer zeitnah über Planungen informiert. Der Flughafen wiederum sagt, man habe die Bundespolizei immer über zu erwartenden steigenden Verkehr informiert. Außerdem, heißt es beim Airport, müsse eine große Firma wie Kötter in der Lage sein, schnell mehr Leute einzusetzen.

Jetzt eskaliert die Lage. Am Montag erhielt Flughafenchef Schnalke von seinem Aufsichtsratschef Thomas Geisel eine SMS mit der Aufforderung zum Handeln - der war als Oberbürgermeister von Düsseldorf in das Wartechaos geraten, als er nach Berlin wollte. "Diese Zustände sind nicht dauerhaft hinnehmbar", so Geisel - Schnalke musste also Klagen gegen Kötter ankündigen.

Unterwegs mit den Beamten vom Düsseldorfer Zoll
5 Bilder

Unterwegs mit den Beamten vom Düsseldorfer Zoll

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Foto: Bretz Andreas

Dabei sind die Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen nur ein Problem des Airports. So plant der Flughafen, die Kapazitäten deutlich zu erhöhen - Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann warnt vor noch mehr Verspätungen. Mancher Branchenkenner meint, schon jetzt sei der Airport zu klein für bis zu 90.000 Passagiere am Tag.

Am Wochenende fiel eine Beförderungsanlage für Gepäck mehrere Stunden aus - hunderte Koffer konnten nicht befördert werden, mehrere Flugzeuge hoben nicht ab. Zu Beginn der Woche war man am Flughafen noch mit der Abarbeitung der Kofferberge beschäftigt, die in einem Extra-Raum lagern.

Aber auch neben den Bändern liegen Hunderte Koffer. Sie wurden aus Feriengebieten vielen Passagieren nachgesandt und müssen nun zugestellt werden.

Zumindest für die Verspätungen bei der Abfertigung erhalten die Passagiere keine Entschädigung. "Vertragspartner der Reisenden sind nur die Fluggesellschaften", sagt der Anwalt Christof Wellens, "und die Airlines sind nur bei langfristigen Verspätungen ab drei Stunden zu Schadenersatz verpflichtet."

(RP)
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