Frankfurt Nordkorea treibt Anleger ins Gold

Frankfurt · Der jüngste Atomtest des Regimes in Pjöngjang hat an den Finanzmärkten für Verunsicherung gesorgt.Sichere Anlageformen wie Bundesanleihen oder Edelmetalle waren gestern gefragt.

An der Börse hat einmal mehr die Angst vor einem Krieg in Fernost um sich gegriffen. Nach dem bislang stärksten Atomtest des Regimes in Pjöngjang fragten Anleger weltweit verstärkt als sicher geltende Anlageformen wie Gold und Staatsanleihen nach und flüchteten sich in stabile Währungen.

Nordkorea hatte am Wochenende ungeachtet der internationalen Sanktionen seinen sechsten Atomtest durchgeführt und behauptet, es habe eine Wasserstoffbombe gezündet. Für Verunsicherung hatten neben dem Test selbst auch Äußerungen der US-Regierung geführt. Donald Trump hatte erklären lassen, er erwäge einen Abbruch der Handelsbeziehungen zu allen Staaten, die Geschäfte mit Nordkorea machten - darunter auch China.

Am Devisenmarkt stand die Währung des nordkoreanischen Nachbarlandes Südkorea unter erhöhtem Druck. Gegenüber dem Euro und dem Dollar gab der Won jeweils um etwa 0,8 Prozent nach. Gefragt waren dagegen Währungen, die von Anlegern als "sichere Häfen" betrachtet werden. Neben dem Schweizer Franken zählt dazu der japanische Yen - ungeachtet der geografischen Nähe Japans zu Nordkorea. Der Euro legte zum Dollar moderat zu. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1906 Dollar und damit knapp einen halben Cent mehr als am Freitagabend.

Auftrieb erhielt auch der Goldpreis. Er erreichte am Vormittag 1339 Dollar (1125 Euro) - der höchste Stand seit fast einem Jahr. Im Vergleich zu Freitag ergab sich ein Plus von knapp einem Prozent oder 14 Dollar. Gold gilt vielen Anlegern als "Krisenwährung". Im Fahrwasser des Goldpreises zog auch der Silberpreis an.

Im Euroraum verteuerten sich - ungeachtet der niedrigen Verzinsung - auch viele Staatspapiere. In Deutschland stieg der die Kursbewegung beschreibende Euro-Bund-Future zuletzt um 0,15 Prozent auf 165,01 Punkte.

Trotz der Äußerungen der Trump-Administration warnen Experten vor Panikreaktionen. Da die USA die Mehrheit ihrer Importe aus China beziehen, scheint ein echter Handelskrieg zwischen beiden Großmächten unwahrscheinlich. Christian Kahler, Aktienstratege der DZ Bank, hält eine derartige Eskalation für "de facto nicht möglich".

Diese Einschätzung teilen die deutschen Anleger offenbar. Der Leitindex Dax, der mit 12.051,80 Punkten eröffnete, machte anfängliche Verluste von bis zu 0,76 Prozent fast vollkommen wett und stand am späten Nachmittag noch 0,2 Prozent im Minus.

Bereits in der vergangenen Woche hatten gestiegene geopolitische Spannungen nach einem Raketentest Nordkoreas negative Spuren im Dax hinterlassen. Auch die Börsen in Asien verzeichneten Verluste. Impulse von der oftmals tonangebenden Wall Street gab es derweil nicht, da am US-Aktienmarkt zum Wochenstart feiertagsbedingt nicht gehandelt wurde.

Diese Entwicklung sei aber nur von kurzer Dauer, betonten Börsianer. DZ-Bank-Stratege Kahler geht davon aus, dass die Unsicherheiten um Nordkorea bald wieder vergessen sind und Anleger sich anderen Themen zuwenden

Der Volatilitätsindex V-Dax, der die Nervosität der Dax-Anleger widerspiegelt und als "Angstbarometer" gilt, stieg zwar um elf Prozent, lag mit gut 16 Punkten aber noch weit von seinem Höchstwert entfernt. So notierte der V-Dax nach der kürzlichen "Feuer und Zorn"-Rede Trumps, in der er Nordkorea mit Vergeltung für Provokationen bedroht hatte, zeitweise bei mehr als 21 Zählern. Als Nordkorea am vergangenen Dienstag eine Rakete über Japan hinweg gefeuert hatte, war der Dax um 1,5 Prozent gefallen. Nur wenige Tage später hatte er die Verluste wieder wettgemacht.

(RP)
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