Düsseldorf Notfall-Versorgung soll zentralisiert werden

Düsseldorf · Die ambulante Notfallversorgung in Deutschland soll neu organisiert werden. Bisher gibt es einen Flickenteppich von Lösungen, der weder niedergelassene Ärzte noch Krankenhäuser überzeugt. Ärzte fürchten, dass Kliniken ihnen Patienten wegnehmen. "Die Notfallambulanz ist der Staubsauger für eine stationäre Bettenfüllung, die Hälfte aller Belegungen kommt über die Notaufnahme", sagte Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Agentur dpa. Jeder vierte Krankenhausfall sei aber eine Fehlbelegung. Die Kliniken wiederum klagen, dass für sie die Vergütung (32 Euro pro Fall) zu gering sei.

Nach der Krankenhausstrukturreform sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) nun "Portalpraxen" in oder an Kliniken einrichten, die als zentrale Anlaufstellen dienen und Patienten an einen ambulanten Arzt oder ins Krankenhaus verweisen. In Düsseldorf, Neuss und Grevenbroich ist das Notdienstsystem schon in dieser Art organisiert.

Auf dem Land ist Widerstand gegen die Portalpraxen aber programmiert. Derzeit gibt es 77 Notfallpraxen in Nordrhein, davon 52 an Kliniken. Ein Teil würde womöglich verschwinden. Manche Patienten hätten weitere Wege, dafür aber direkt Zugang zu den für ihr Leiden jeweils richtigen Ärzten. Gassen betonte, dass es nicht länger zwei parallele Strukturen nebeneinander geben dürfe. Als zentrale Nummer sieht er die 116117, an die sich Patienten schon jetzt bundesweit und kostenlos wenden können, wenn sie nachts oder am Wochenende Leiden haben, mit denen sie sonst zum niedergelassenen Arzt gegangen wären. Die KV Nordrhein und Westfalen haben 2016 unter dieser Nummer eine Million Anrufe registriert, die meisten am Samstagvormittag. Die 112 sollen Patienten nur bei Verdacht auf Herzinfarkt, Schlaganfall oder bei schweren Unfällen wählen.

(anh)
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