Düsseldorf NRW-Bierbrauern droht Millionenbuße

Düsseldorf · Das Bundeskartellamt schließt in dieser Woche die Ermittlungen zum Bierkartell ab. Von den NRW-Brauereien müssen offenbar Gaffel und Früh mit je rund drei Millionen Euro die höchsten Bußgelder zahlen. Bolten wird wohl geschont.

Wegen verbotener Preisabsprachen bei Bier steht vier Regionalbrauereien in NRW und ihrem regionalen Dachverband in dieser Woche ein Millionenbußgeld bevor. Nach Informationen unserer Zeitung sind davon die Kölner Brauereien "Gaffel" und "Früh", die Wiehler Brauerei "Zunft" und die Korschenbroicher Brauerei "Bolten" betroffen.

Ein Sprecher des Bundeskartellamtes bestätigte gestern, dass mit den Bescheiden in dieser Woche zu rechnen sei. Die Namen der betroffenen Brauereien bestätigte das Bundeskartellamt nicht. "Offiziell laufen die Ermittlungen noch, deshalb nennen wir auch noch keine Namen", so der Sprecher. Im Umfeld der Behörde war zu erfahren, dass die Bescheide den Brauereien mit großer Wahrscheinlichkeit schon morgen, spätestens aber am Donnerstag vorliegen sollen.

Wie unsere Zeitung weiter erfuhr, müssen die Kölsch-Brauerein "Gaffel" und "Früh" jeweils mit einem Bußgeld in Höhe von ungefähr drei Millionen Euro rechnen. Ihr Wettbewerber "Zunft" soll wohl rund eine Million Euro bezahlen. Die Korschenbroicher Brauerei "Bolten", die der ehemalige Chef des damals noch größten deutschen Getränkekonzerns Brau und Brunnen, Michael Hollmann, führt, kommt den Insidern zufolge mit einem Bußgeld von etwas mehr als 150 000 Euro davon. Auch die Zahlen bestätigt die Behörde nicht.

Hollmann bestätigte gestern aber die Ermittlungen gegen seine Brauerei und kündigte gegen ein mögliches Bußgeld Rechtsmittel an. "Wir haben keine Preise abgesprochen", sagt Hollmann. Andere mit dem Verfahren Vertraute bestätigen das indirekt. So hieß es gestern, Hollmann sei in der Tat gar nicht als Bierbrauer in den Fokus der Ermittler geraten, sondern als Bier-Funktionär: Er hat in früheren Jahren Sitzungen des Wettbewerbsausschusses beim Rheinisch-Westfälischen Brauereiverband geleitet, die nun ebenfalls Gegenstand der Kartellermittlungen sein sollen. "Ich weiß nicht, warum ich bei den Ermittlungen eine Rolle spiele", sagt Hollmann. Auch das Kartellamt macht dazu keine Angaben.

Die Brauerei "Gaffel" will sich nicht äußern. "Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, können wir leider keine Stellungnahme abgeben", sagte Thomas Deloy von der Geschäftsführung. Die Brauereien "Früh" und "Zunft" haben auf Fragen unserer Redaktion zu den kolportierten Ermittlungen gegen sie gestern nicht beantwortet. Früh-Gesellschafter Alexander Rolff hatte sie aber schon dem Kölner Boulevardblatt "Express" bestätigt.

Mitte Januar verhängte das Kartellamt bereits Geldbußen in Höhe von 106 Millionen Euro gegen die Privatbrauereien Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner und Barre. Schon damals kündigte das Kartellamt weitere Ermittlungen gegen "vier regionale Brauereien aus NRW" sowie deren Regionalverband an. Auch gegen zwei weitere Großkonzerne wird noch ermittelt. Gerüchten zufolge soll es sich dabei um die dänische Carlsberg und die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger Gruppe handeln, was beide Konzerne nicht kommentieren. Da sich das Bußgeld auch am Umsatz der Kartellsünder bemisst, könnte ein Bußgeld gegen Unternehmen wie Carlsberg oder Radeberger im dreistelligen Millionenbereich liegen — und wäre damit eine der höchsten Geldstrafen, die das Bundeskartellamt je verhängt hat.

(RP)
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