Altersvorsorge NRW-Bürger sorgen nur wenig vor

Bonn/Düsseldorf · Bereits 13 Prozent der Bürger in Westdeutschland sorgen sich vor Altersarmut – in NRW könnte die Zahl bald noch höher liegen. Das zeigt eine neue Studie der Postbank. Groß im Trend liegen dabei Investitionen in Immobilien.

Bereits 13 Prozent der Bürger in Westdeutschland sorgen sich vor Altersarmut — in NRW könnte die Zahl bald noch höher liegen. Das zeigt eine neue Studie der Postbank. Groß im Trend liegen dabei Investitionen in Immobilien.

Jeder vierte Bürger in Ostdeutschland und immerhin jeder siebte in Westdeutschland glaubt, dass er im Alter nicht genügend Geld haben wird. 47 Prozent der Berufstätigen wollen gleichzeitig ihre Altersvorsorge nicht mehr ausbauen — so wenige wie seit Jahren nicht. Dies sind zwei der wichtigsten Ergebnisse der jährlichen Postbank-Studie zur Altersvorsorge der Deutschen. Die sinkende Bereitschaft zum Sparen erklären die Wissenschaftler dabei unter anderem mit den sinkenden Zinsen am Kapitalmarkt.

Dabei zeigt die gestern vorgestellte Untersuchung, dass gerade Bürger aus NRW beim Thema Vorsorge eher zurückhaltend sind: Nur 47 Prozent der Berufstätigen im größten Bundesland können im Alter mit Einnahmen aus entsprechenden Verträgen rechnen, in ganz Westdeutschland sind es dagegen 57 Prozent und auch in Ostdeutschland sind es mit 49 Prozent etwas mehr.

Noch dramatischer ist der Rückstand beim Besitz von Aktien- und Aktienfonds: Immerhin jeder zehnte Bürger in Westdeutschland besitzt entsprechende Papiere, in NRW ist es so wie in den neuen Ländern nur jeder zwanzigste. Anders gerechnet: Obwohl Aktien auf lange Sicht eine der lukrativsten Geldanlagen sind, wagen 95 Prozent der NRW-Haushalte keine eigenen Investitionen. "Dies zeigt, dass sehr viele Bürger extrem verunsichert sind durch die Finanzkrise", sagt Julius Reiter, Professor an der privaten Wirtschaftshochschule FOM, "Wir brauchen eine bessere Allgemeinbildung über Finanzthemen."

Dabei haben die Bürger eine wichtige Lektion gelernt: 59 Prozent der bundesweit befragten Bürger sehen eine eigene Immobilie als "besonders sichere Vorsorgeform" an, sagt die Studie. Völlig unrecht haben sie nicht: Wer im Alter keine Miete zahlt, ist unabhängiger von den Kapitalmärkten und auch von der staatlichen Rente. Und während Renten künftig zum großen Teil versteuert werden müssen, ist der Vorteil einer nicht zu zahlenden Miete bisher steuerfrei — wodurch die Nettorendite auf das eingesetzte Kapital leicht bei drei oder vier Prozent liegen kann, mit Anleihen sind nicht einmal zwei Prozent üblich.

Doch trotz des großen Vorteils von Immobilien ist von einem Kaufboom nur teilweise etwas zu merken: Nur 44 Prozent der Berufstätigen in NRW werden laut Umfrage im Alter in den eigenen vier Wänden leben — bundesweit sind es immerhin 45 Prozent.

Aber nicht nur beim Immobilienbesitz hinken die Deutschen ihren Träumen hinterher: Laut Studie geben die Berufstätigen an, dass sie ansich stolze 296 Euro im Monat für ihre private Rente zurücklegen müssten. Tatsächlich sparen sie aber im Schnitt nur 185 Euro, nicht gerechnet diejenigen, die überhaupt kein Geld zurücklegen. Und während die Bürger damit im Monat 84 Euro weniger auf die hohe Kante legen als sie es für nötig halten, lag diese Lücke vor acht Jahren noch bei nur 22 Euro im Monat. "Die Menschen wollen sich immer weniger für spätere Zeiten einschränken", heißt es denn auch bei der Postbank, "sie glauben stärker an eine ökonomisch gute Zukunft und sie lassen sich von den niedrigen Renditen vieler Geldanlagen vom eigenen Sparen abschrecken."

Umso höher ist interessanterweise das Zutrauen in die staatliche Daseinsvorsorge und in die Unternehmen: Immerhin 45 Prozent der Bürger halten die umlagefinanzierte Rente für besonders sicher. 35 Prozent bezeichnen von Unternehmen organisierte Zusatzrenten als sehr sicher. Das ist auch ein relativ guter Wert, wogegen die Riester-Rente nur noch von 16 Prozent der Bürger als sehr sicher angesehen wird.

Das Ergebnis der hohen Bewertung von Betriebsrenten ist spannend: 57 Prozent der Bürger fänden es richtig, wenn der Staat Arbeitnehmer dazu zwingt, einen Vertrag über eine Betriebsrente abzuschließen. Anders gesagt: Die Bürger erwarten von "Vater Staat", dass er sie zum Sparen zwingt.

(RP)
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