Düsseldorf NRW ist Spitzenreiter bei Exporten über Amazons Marktplatz

Düsseldorf · Über die Handelsplattform des Versandhändlers setzten kleine und mittlere Unternehmen Waren im Wert von 500 Millionen Euro um.

Für die lokale Wirtschaft in NRW wird die Handelsplattform "Marketplace" des Versandhändlers Amazon zunehmend zu einem wichtigen Export-Umsatzbringer. Das geht aus Zahlen des Konzerns hervor, die unserer Redaktion vorliegen. So setzten kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im vergangenen Jahr in NRW mehr als 500 Millionen Euro über die Online-Plattform um und exportierten mehr als 17 Millionen Produkte ins Ausland. Dabei beschäftigten sie rund 19.000 Mitarbeiter, die sich allein um den Online-Verkauf der Waren kümmern. Damit liegt NRW weit vor anderen Bundesländern.

Der Amazon-Marktplatz funktioniert in etwa wie ein Wochenmarkt - nur online. Der Versandhändler stellt den Platz und die Infrastruktur zur Verfügung (die Website und Logistikzentren), die Unternehmen die Waren, die dann angeboten werden. Diese profitieren nach Angaben Amazons von der Infrastruktur des Versandhändlers. So böte Amazon Tools, mit denen NRW-Unternehmen ihre Produkte einfacher an Kunden ins Ausland liefern könnten, wie Vertriebs- und Kundenservices in der jeweiligen Landessprache. So könnten neue Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaft angekurbelt werden, heißt es.

Zuletzt wurde jedoch Kritik an der Handels-Plattform laut. So nutzen chinesische Unternehmen offenbar gezielt Schlupflöcher, um die fällige Umsatzsteuer für Waren, die sie nach Deutschland liefern, zu sparen. Eigentlich müssten sie sich in der EU steuerlich registrieren, da Amazon jedoch offenbar nicht eigenständig überprüft, ob eine solche Registrierung der Händler vorliegt, verkaufen viele chinesische Firmen ihre Produkte über Amazon, ohne zu zahlen. Darüber ärgern sich besonders Händler aus Deutschland, deren Produkte wegen der Steuern teurer sind als die aus China. Amazon sieht sich nicht in der Pflicht. Die Unternehmen seien für ihre steuerlichen Pflichten zuständig, heißt es vom Versandhändler. Aktiv werde Amazon erst, wenn Informationen vorlägen, dass ein Händler keine Steuern zahle. Dann würde der entsprechende Anbieter gesperrt. Schätzungen zufolge entgehen dem deutschen Fiskus dadurch jährlich Millionen an Steuereinnahmen.

Nicht nur Firmen aus Fernost nutzen die Amazon-Plattform für krumme Geschäfte. Einem Bericht des "Wall Street Journals" zufolge geraten Händler zunehmend ins Visier von Cyber-Betrügern. Diese verschafften sich Zugang zu den Accounts und prellten Kunden und Händler durch gefälschte Angebote um Zehntausende Dollar. Amazon reagierte schnell und schaltete die Accounts vorläufig ab, neue kamen aber immer wieder hinzu.

(maxk)
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