Düsseldorf Nur 115 Versorger senken die Strompreise

Düsseldorf · Die Ökostrom-Umlage sinkt, die Großhandelspreise sind seit 2010 auf Talfahrt. Doch die Verbraucher im Rheinland profitieren bislang kaum. Eon, RWE Vertrieb und viele Stadtwerke halten die Preise weiter hoch.

Zwölf Millionen Haushalte in Deutschland erwartet zum Jahreswechsel eine leichte Preissenkung. Nach einer Erhebung des Verbraucherportals Check 24 wollen 115 Versorger zum 1. Januar die Tarife in der Grundversorgung verbilligen. Allerdings sinkt der Strompreis demnach bundesweit im Schnitt nur um 2,4 Prozent. Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden kann sich auf eine durchschnittliche Ersparnis von 35 Euro freuen. Es gibt jedoch auch Anbieter, bei denen die Senkung mehr als neun Prozent beziehungsweise 134 Euro pro Jahr ausmacht.

"So eine große Anzahl von Preissenkungen hatten wir noch nie", sagt Check 24-Expertin Isabel Wendorff. "Trotzdem kommen sie spät und fallen im Schnitt zu gering aus." Versorger gäben ihre finanziellen Spielräume nicht vollständig an Kunden weiter. Auch im Rheinland profitieren nur wenige Verbraucher, so etwa in Aachen und Willich.

Was ist mit den Marktführern Eon und RWE? Auch die beiden großen Versorger Eon und RWE halten an ihren hohen Preisen fest. Sie hätten bereits bekannt gegeben, wenn sie ihre Strompreise zum 1. Januar 2015 hätten senken wollen. Denn der Gesetzgeber sieht eine Sechs-Wochen-Frist zur Information der Kunden vor, die gerade ausläuft.

"Eon hält die Strom und Erdgaspreise für Privatkunden bis mindestens über den Jahreswechsel stabil. Prognosen über diesen Zeitpunkt hinaus sind leider noch nicht möglich", sagte eine Sprecherin. Eon versorgt in Deutschland rund sechs Millionen Kunden mit Strom und Erdgas. Allerdings tritt der Konzern in Düsseldorf nicht als örtlicher Grundversorger auf. Grundversorger müssen alle Haushalte beliefern, die sich nicht aktiv für einen Tarif entscheiden.

Die RWE-Sprecherin sagte, einzelne Regionalgesellschaften wie die EnviaM hätten bereits Preis-Senkungen angekündigt. "Bei den noch ausstehenden Gesellschaften, unter anderem RWE Vertrieb, wird noch gerechnet." Erst zum Jahresende ständen alle Kostenkomponenten, wie zum Beispiel die Entwicklung der Netzentgelte, der Aufwand für die Offshore-Umlage oder die Abgabe zur Entlastung energieintensiver Betriebe fest. RWE hat über 5,7 Millionen Strom- und mehr als eine Million Gaskunden. Dazu kommen 0,9 Millionen Stromkunden und 0,2 Millionen Gaskunden bei der Billigstrom-Tochter Eprimo.

Könnten die Strompreise stärker sinken? Aber ja. Verbraucherschützer fordern seit langem Senkungen speziell in der teuren Grundversorgung. Sie verweisen darauf, dass die Großhandelspreise seit 2010 fallen. Damit zieht auch das Argument immer weniger, dass die Vertriebsgesellschaften einen Großteil des heute zu liefernden Stroms bereits früher zu teureren Preisen auf Termin gekauft haben. Zudem sinkt zum Januar die Ökostrom-Umlage von 6,24 Cent je Kilowattstunde auf 6,17 Cent. Die Gebühren für die Stromnetze steigen jedoch in einigen Regionen, was den Spielraum für Preisnachlässe dämpft. Vor allem aber kämpfen die Konzerne mit Gewinneinbrüchen. Daher versuchen sie, Preissenkungen zu vermeiden.

Wie finde ich günstigere Anbieter? Die Wechselbereitschaft der Kunden ist zwar mit 25 Prozent noch nicht hoch, aber sie ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Bei der Suche nach einem günstigen Tarif helfen Online-Vergleichsportale wie Verivox oder Check 24. Hier gibt der Kunde seinen Jahresverbrauch in Kilowattstunden und seinen Wohnort ein. Dann listen die Rechner alle für diesen Ort verfügbaren Angebote auf.

Worauf muss ich bei der Auswahl des Tarifs achten? Neben Preis, Vertragslaufzeit und Kündigungsfrist sollten Kunden im Kleingedruckten mögliche Einschränkungen einer Preisgarantie beachten, sagt die NRW-Verbraucherzentrale. Finger weg heißt es bei Angeboten mit Vorkasse.Selbst wenn solche Tarife auf den ersten Blick günstig erscheinen, sollte man sie nicht buchen. Wenn der Anbieter insolvent wird, ist die Vorkasse weg, wie die Kunden des Unternehmens Teldafax leidvoll erfahren mussten.

(RP)
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