Würzburg Nur zwei Prozent mehr Rente in 2015

Würzburg · Durch eine Umstellung der Statistik fällt die Erhöhung im nächsten Jahr geringer aus als sonst. Der Beitrag zur Rentenversicherung sinkt um 0,2 Prozentpunkte auf 18,7 Prozent. Die Mütterrente wird teurer als erwartet.

Rentner müssen sich trotz ordentlicher Lohnsteigerungen in diesem Jahr auf eine bescheidene Rentenanpassung im kommenden Jahr einstellen. In Ost wie West werde die Anpassung zwischen ein und zwei Prozent liegen, wie die Rentenversicherung gestern bekannt gab. Grund dafür, dass die Rentenanpassung nicht den Löhnen folgt, sei ein "statistischer Effekte", wie die Vorstandsvorsitzende der Rentenversicherung, DGB-Vize-Chefin Annelie Buntenbach, erklärte. Die Berechnung der Löhne wurde vom Statistischen Bundesamt zum 1. September 2014 auf eine neue Basis gestellt. "Es ist abzusehen, dass die Rentenanpassung wegen des Revisionseffekts um rund 1,1 Prozent niedriger ausfallen wird", sagte Buntenbach. Dadurch gingen den Rentnern zwischen dem Sommer 2015 und 2016 insgesamt 2,4 Milliarden Euro verloren.

Was die Rentenversicherung als "Revisionseffekt" bezeichnet, ergibt sich aus einer Vorgabe der Europäischen Union, wonach die Mitgliedsländer die Berechnung ihrer Lohsumme vereinheitlichen müssen. Durch die neuen Vorgaben liegt das Durchschnittsniveau der Löhne um 0,9 Prozent niedriger als nach der herkömmlichen Rechenmethode. So werden nun auch Menschen in Behindertenwerkstätten einbezogen, die sehr niedrige Löhne haben. Im Jahr darauf soll das, worauf die Rentner 2015 verzichten müssen, wieder ausgeglichen werden. Dann sollen die 2015 ausbleibenden 1,1 Prozent auf die Rentenerhöhung 2016 aufgeschlagen werden. Das Loch im Portemonnaie zwischen dem 1. Juli 2015 und 2016 bleibt.

Dabei ist die Finanzsituation der Rentenversicherung wegen der geringen Arbeitslosigkeit und der gestiegenen Löhne derzeit sehr gut. Die Rücklage werde Ende des Jahres 33,5 Milliarden Euro betragen, so Buntenbach. Dies entspricht 1,82 Monatsausgaben. Damit liegt die Rücklage über der gesetzlichen Obergrenze von 1,5 Monatsausgaben, was eine Beitragssatzsenkung zum 1. Januar um 0,2 Prozentpunkte von derzeit 18,9 auf dann 18,7 Prozent zur Folge hat. Damit werden Arbeitgeber und Arbeitnehmer 2015 um rund zwei Milliarden Euro entlastet. "Bezogen auf einen Durchschnittsverdienst ist das eine Entlastung um 35 Euro pro Jahr", sagte Buntenbach.

Allerdings wird das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket die Rücklagen schnell dahinschmelzen lassen. Zumal die Rente ab 63 und die Mütterrente teurer werden als erwartet, wie die aktuellen Daten der Rentenversicherung zeigen. So wird die Rente ab 63 in diesem Jahr inklusive der Beitragsausfälle durch die früheren Renteneintritte 1,5 Milliarden Euro kosten. Im Gesetz der Bundesregierung waren dafür nur 0,9 Milliarden Euro veranschlagt. Im kommenden Jahr werden die Ausgaben nach Prognose der Rentenversicherung auf drei Milliarden Euro steigen. Geplant waren aber nur 1,9 Milliarden. Um wie viel die Rente ab 63 bis 2030 insgesamt teurer wird, konnten die Fachleute nicht beziffern. Die Mütterrente wird gemessen an ihrem Umfang nur geringfügig teurer. So wird sie in diesem Jahr 3,4 statt der erwarteten 3,3 Milliarden Euro kosten und 2015 rund 6,8 Milliarden Euro statt 6,7. Die Rentenpolitik hat zur Folge, dass der Beitragssatz für Arbeitnehmer und Arbeitgeber spätestens 2019 wieder steigen muss. Nach den Vorausberechnungen müsse er 2019 auf 19,1 Prozent angehoben werden, betonte Buntenbach. Im Jahr 2020 wird er voraussichtlich auf 19,6 Prozent steigen und ab 2030 bei 21,9 Prozent liegen.

(qua)
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