Düsseldorf Ökonomen kritisieren schwarz-gelben Energieplan

Düsseldorf · Forschungsinstitute halten zwar die geplante Drosselung der Windkraft für sinnvoll, monieren aber Handwerksfehler.

Die Pläne im schwarz-gelben NRW-Koalitionsvertrag zur Drosselung der Windenergie stoßen unter Ökonomen auf ein geteiltes Echo. "Die neue Landesregierung setzt ein sehr deutliches Zeichen bei Windkraftanlagen, aber die handwerkliche Umsetzung überzeugt nicht", sagt Thilo Schaefer, Energie-Experte beim arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) unserer Redaktion. Einige Flächen seien künftig gar nicht mehr für Windkraft nutzbar, die Optionen würden so von vornherein eingeschränkt. Damit handele es sich nicht um eine marktwirtschaftliche Lösung, sondern um die Bekämpfung strenger Vorgaben mit neuen Vorgaben. Dies widerspreche dem Ziel von CDU und FDP, stärker auf marktwirtschaftliche Instrumente zu setzen. Die Windkraft zu begrenzen, hält Schaefer aber angesichts der Engpässe in den Stromnetzen grundsätzlich für sinnvoll.

Im neuen Koalitionsvertrag verpflichtete sich die voraussichtliche Landesregierung darauf, beim Bau neuer Windräder einen Mindestabstand von 1500 Metern zu Wohngebieten einzuhalten. Dies würde die für Windkraftanlagen nutzbaren Flächen in NRW deutlich reduzieren.

Auch Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs Umwelt und Ressourcen am Essener RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, begrüßt die Einschränkung der Windkraft: "Es ist das richtige Signal: Der Windkraftausbau ging im Vergleich zum Netzausbau viel zu schnell." Die Auswirkungen auf die knapp 20.000 Arbeitsplätze in der Branche in NRW hält der Professor für Energieökonomik für gering. Auch auf das Erreichen der Klimaziele wirke sich der Plan kaum aus. Regionale Ziele würden dem Thema ohnehin nicht gerecht: "Einzig die globale Rezession im Jahr 2008 führte dazu, dass der CO2-Ausstoß in diesem einen Jahr reduziert werden konnte." Ähnlich äußerte sich auch IW-Experte Schaefer, er sieht das Land aber dennoch in der Mitverantwortung: "Schwarz-Gelb bekennt sich zu den Klimazielen, aber es ist unklar, wie NRW dazu beitragen soll." Immerhin sei das Land für knapp ein Drittel der deutschen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.

In ihrem Koalitionsvertrag einigten CDU und FDP sich zugleich, an einem breiten Energiemix festzuhalten, in dem neben Erneuerbaren und Erdgas auch die CO2-intensive Braunkohle- und Steinkohlenutzung "noch auf absehbare Zeit unverzichtbar" seien.

Unter dem Stichwort "Energieforschung" heißt es zudem: "Wir werden sicherstellen, dass die Potenziale der Tiefengeothermie wieder ausgeschöpft werden können." Dieses Ziel stößt bei Frondel auf Unverständnis: "Angesichts der negativen Erfahrungen in anderen Bundesländern kann ich nicht nachvollziehen, dass Tiefengeothermie ein Thema sein soll."

(RP)
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