Wien/Düsseldorf Ölpreis so niedrig wie vor vier Jahren

Wien/Düsseldorf · Allein um sechs Prozent stürzte der Kurs gestern ab. Denn die Opec kürzt die Förderung nicht. Autofahrer und Haushalte profitieren.

Deutschlands Verbraucher können sich freuen: Weil die großen Ölförderländer sich mit hohen Fördermengen gegenseitig das Geschäft wegnehmen, sackt der Preis für das schwarze Gold immer schneller ab: Alleine gestern rutschte der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Ölsorte Brent zeitweise um sechs Prozent in den Keller, nachdem er seit Juni bereits um 30 Prozent abgerutscht war.

Denn die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) hatte sich gestern in Wien nicht auf die Kürzung von Fördermengen verständigen können. Iran oder auch Venezuela forderten, die Preise mit niedrigeren Lieferungen zu stabilisieren, Kuwait, Katar und das mächtige Saudi-Arabien halten dagegen nichts von niedrigen Fördermengen - der Preisverfall geht weiter. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum neuen Ölkrieg.

Warum sinkt der Ölpreis? Die allgemein schwache Konjunktur drückt auf die Nachfrage, während das Angebot massiv steigt. Hauptgrund ist, dass die USA dank der neuen Technologie Fracking (Gewinnung von Schieferöl) ihre Ölförderung allein in den letzten sechs Jahren um 70 Prozent erhöht haben - aktuell sind die USA sogar wichtigster Ölförderer der Welt.

Handelt es sich um einen Machtkampf ums Öl? Wahrscheinlich ja, und zwar auf zweifache Art: Saudi-Arabien und einige andere Golfstaaten drücken die Ölpreise gezielt nach unten, um die USA davon abzuschrecken, ihre Ölförderung auszubauen. Denn bei einem Preis von aktuell 72,88 Dollar (58,42 Euro) für ein Barrel Rohöl lohnt sich die Förderung per Fracking meist nicht mehr - also werden möglicherweise schon bald keine weiteren Felder mehr in den USA erschlossen.

Der Regierung in Washington - nicht den Ölkonzernen - sind niedrige Preise dagegen wohl recht, um Russland mitten im Streit um die Ukraine zu schwächen. Moskau musste wegen der niedrigeren Ölpreise bereits Mindereinnahmen von 80 Milliarden Euro dieses Jahr verkraften. Jedes weitere Abrutschen der Kurse würde Moskau mehr treffen als alle westlichen Sanktionen.

Wie profitieren die Verbraucher? Die sinkenden Preise für Öl führen auch zu günstigeren Preisen an den Tankstellen. Gestern konnte an vielen Zapfsäulen in Düsseldorf der Liter Diesel für 1,19 Euro getankt werden, im Juni kostete ein Liter im bundesweiten Schnitt noch 1,39 Euro, vor zwei Jahren 1,50 Euro. Bei Super und bei Heizöl liegen die Preissenkungen ähnlich.

Die große Frage ist, ob und wann auch die Preise für Gas heruntergehen. "Im Großhandel sind viele Gaslieferverträge ja an die Ölpreise gekoppelt", sagt Rainer Wiek vom Erdöl-Informationsdienst (EID), "also wird der niedrige Ölpreis auf Dauer auch die privaten Gaspreise nach unten drücken."

(RP)
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