Hamburg Ölpreisverfall macht Benzin günstiger

Hamburg · Die Konzerne geben die Preissenkung nur zum Teil weiter.

An den Zapfsäulen der Tankstellen sind Preise zu sehen wie seit Jahren nicht mehr. Der Benzinpreis (Super E5) rutschte in der vergangenen Woche auf 1,46 Euro je Liter im bundesweiten Durchschnitt, der Dieselpreis auf 1,31 Euro je Liter. Verglichen mit dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres ist Benzin etwa fünf Cent je Liter billiger geworden, Diesel sogar zehn Cent. Heizöl kostet weniger als 75 Euro je 100 Liter, das ist so viel wie im Herbst 2010.

Warum werden Benzin und Diesel plötzlich billiger? Das liegt im Wesentlichen am Preisrutsch für Rohöl. Der Ölpreis hat sich jahrelang weitgehend in einem Preisband zwischen 100 und 115 Dollar für ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent bewegt. Diesen Korridor hat der Preis Anfang September verlassen und ist im Oktober nochmals kräftig auf nur noch 85 Dollar abgestürzt. Dafür gibt es mehrere Gründe:Auf der Angebotsseite ist reichlich Öl vorhanden. Saudi-Arabien, das innerhalb der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) sonst die Steuerung des Marktes übernommen hat, will nicht allein seine Produktion kürzen. Zudem ist wegen der weltweiten Konjunkturflaute die Nachfrage geringer als sonst. Auch das drückt den Preis.

Ist der gesunkene Rohölpreis voll bei Verbrauchern angekommen? Nach dem Energiepreis-Monitor der European Climate Foundation sind die Preise für Energierohstoffe währungsbereinigt im September um 1,2 Prozent gefallen, gleichzeitig mussten aber Verbraucher für Kraftstoffe 0,4 Prozent mehr zahlen. Das sei nur so zu erklären, dass die Konzerne fallende Rohstoffpreise nicht eins zu eins an die Verbraucher weitergeben würden, erklärte die Stiftung. Die Branche bestreitet das. "Der harte Wettbewerb der Tankstellen in Deutschland sorgt dafür, dass der gesunkene Ölpreis bei den Verbrauchern ankommt", so der Mineralölwirtschaftsverband.

Wird Benzin in der nächsten Zeit noch billiger? Das kann niemand sagen. Schon bislang ist der Preisrückgang gebremst worden, weil der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verloren hat. Für einen Euro bekommt ein Ölimporteur nur noch 1,28 Dollar, das sind zehn Cent weniger als vor ein paar Monaten. Deshalb braucht er mehr Euro, um die gleiche Menge Dollar für den Ölkauf aufzubringen. Fällt der Euro noch weiter, ist das schlecht für den Autofahrer. Auch der Ölpreis selbst hat nach unten nur wenig Luft. Gibt die Opec bei ihrer nächsten Sitzung im November ein klares Signal, dann kann der Preis auch schnell wieder in den alten Preiskorridor oberhalb von 100 Dollar zurückkehren, meint der Ölexperte Steffen Bukold.

(dpa)
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