Gespräche über Drosselung gescheitert Streit der Öl-Scheichs lässt die Preise fallen

Düsseldorf · Die Ölpreise sind am Montag erheblich abgesackt. Die Märkte reagieren damit auf das Scheitern der Gespräche unter den Ölproduzenten. Ein Streit zwischen Iran und Saudi-Arabien verhinderte eine Drosselung der Förderung. Autofahrer, Chemiefirmen und Fluggesellschaften freut es.

Opec-Streit lässt Ölpreis fallen
Foto: Ferl

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni kostete im frühen Handel 41,22 Dollar und damit 1,88 Dollar oder 4,36 Prozent weniger als am Freitag. In den ersten Handelsminuten war der Brent-Preis sogar um knapp sieben Prozent gesunken.

Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Mai fiel am Montagmorgen um 1,89 Dollar oder 4,68 Prozent auf 38,47 Dollar - auch hier konnte sich der Preis etwas von den noch deutlicheren Verlusten zum Handelsstart absetzen.

Die wichtigsten Öl-Produzenten konnten sich am Wochenende bei einem mit Spannung erwarteten Treffen in Katar nicht auf eine Deckelung der Produktion einigen. Damit sollte eigentlich dem Verfall des Ölpreises entgegenwirkt werden.

Die Verhandlungen der 18 Förderstaaten im Kampf um höhere Ölpreise aber sind fürs erste gescheitert. Im Juni wollen sie erneut zusammenkommen. Ziel: Eine Drosselung der Fördermenge, um die Preise zu treiben. Vor 50 Jahren wäre das für die Organisation erdölexportierender Staaten ein Leichtes gewesen. Doch inzwischen hat die Opec viel Macht eingebüßt. Der Mythos ist dahin. Die Verbraucher freut es.

In Doha waren Vertreter von 18 (vor allem Opec-)Staaten zusammengekommen. Sie leiden darunter, dass der Ölpreis von über 100 Dollar abgestürzt ist und nun bei 40 Dollar liegt. Die Ölminister wollten die Fördermenge auf dem Niveau von Januar einfrieren. Doch dann sagte kurzfristig der Iran ab: Da man keine Drosselung wünsche, brauche man auch nicht an der Konferenz teilzunehmen.

Lange war der Iran vom Weltmarkt abgeschnitten. Der Westen fürchtete, dass Teheran unter dem Deckmantel der friedlichen Atomkraft-Nutzung an Atombomben arbeitet. Er verhängte Sanktionen, seit 2012 durfte der Iran kein Öl mehr in die Europäische Union liefern. Anfang 2016 wurden die Sanktionen aufgehoben. Nun wittert der Iran Morgenluft und will mit seinem Öl endlich wieder in Europa Geld verdienen - selbst wenn die Preise durch das zusätzliche Angebot fallen.

Zunächst hatte sich Saudi-Arabien in Doha für eine Drosselung stark gemacht. Die Diktatur ist das mächtigste Mitglied der Opec und würde von steigenden Preisen besonders profitieren. Doch Saudi-Arabien will nicht, dass durch seine Zurückhaltung ausgerechnet der Erzfeind Iran profitiert. Deshalb trat Riad Land nach Absage des Irans wohl auf die Bremse. Ohnehin arbeitet man daran, unabhängiger vom Öl zu werden. Nächste Woche will man eine Reform vorstellen. Unter anderem will Saudi-Arabien laut Agentur Bloomberg einen Zwei-Billionen-Dollar-Fonds schaffen. Dieser soll der größte Staatsfonds der Welt werden, der in Unternehmen aller Art investiert. Norwegen macht es vor: Sein Staatsfonds darf in alles investieren - außer in fossile Energien.

Selbst wenn sich die Staaten im Juni auf eine Drosselung einigen, wird der Ölpreis nicht in die Höhe schießen. Die Opec ist zahnlos geworden. Und die neuen Ölmächte USA und Russland sitzen bei den aktuellen Verhandlungen gar nicht mit am Tisch. Seit die USA Öl durch das Aufsprengen von Gestein (Fracking) gewinnen, sind sie mit einer Tagesförderung von zwölf Millionen Barrel vor Russland (elf Millionen) und Saudi-Arabien der größte Produzent der Welt. Auch China hat sich mit 4,1 Millionen vor den Iran geschoben. Der interne Streit schwächt die Opec weiter. "Ein Einfrieren der Ölförderung auf das Januar-Niveau wird den Überschuss kaum mindern", sagt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Dazu sei der weltweite Überschuss zu groß. Am Ende hänge alles davon ab, wie die US-Hersteller reagieren.

Deutsche Autofahrer können sich seit Monaten über niedrige Spritpreise freuen, wenngleich sie zuletzt etwas angezogen haben. Der Diesel-Preis war im Januar unter einen Euro pro Liter gefallen. Jetzt liegt er bei 1,02 Cent. Auch die ölabhängigen Branchen freuen sich: Die Kosten der Lufthansa für Kerosin waren 2015 um eine Milliarde auf 5,8 Milliarden Euro zurückgegangen. Ebenso freuen sich Chemie-Unternehmen wie Covestro und Evonik über die Tiefpreise. Dank des Machtverlusts der Opec wird ihre Ölrechnung vorerst günstig bleiben.

(anh)
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