Düsseldorf Opel plant Auto für unter 10 000 Euro

Düsseldorf · Die Rüsselsheimer steuern ab sofort das komplette Europa-Geschäft von GM.

Der angeschlagene Autobauer Opel kriegt immer mehr die Kurve. Nachdem die jüngsten Modelle Adam und Mokka rasch zu Verkaufsschlagern wurden, nimmt die General-Motors-Tochter nun das Kleinstwagen-Segment ins Visier. Demnächst soll ein neues Modell für unter 10 000 Euro erscheinen, mit dem Opel Marktanteile gewinnen und ehemalige Chevrolet-Kunden an die Marke binden will. "Wir glauben, dass es Möglichkeiten für Opel gibt, mit so etwas wie einem Einstiegs-Modell auf den Markt zu kommen", sagte Vorstandschef Karl-Thomas Neumann der "Financial Times". "Dieses ganze Billig- und Einstiegssegment ist sehr interessant. Wir schauen uns das ganz genau an."

Vorbild könnte die Renault-Tochter Dacia sein, die sich für die Franzosen zu einem Erfolgsmodell entwickelt hat. Der Dacia Sandero ist als Basismodell für unter 7000 Euro zu haben. "Dieses Segment ist interessant. Wir haben es in Deutschland mit vielen Käufern zu tun, die nicht den Durchschnittspreis von 27 000 Euro für einen Neuwagen bezahlen wollen", sagt Automobilexperte Stefan Bratzel, Chef des Auto-Instituts Bergisch Gladbach. Der Einstieg ins Billigsegment ist allerdings für einen Autobauer, der auch am oberen Ende der Preiskategorie Fahrzeuge verkaufen will, auch mit Risiken verbunden. "Opel muss aufpassen, dass die Marke nicht gefährdet wird", sagt Bratzel. "Zu dem Preis bekommt man als Käufer eine Basismobilität ohne großen Firlefanz, aber die Qualität muss stimmen", sagt Bratzel.

Wo der neue Kleinstwagen gebaut werden soll, ist ebenso ungewiss wie Name und Bezeichnung. Selbst wenn das Modell aus dem Baukasten stammt, Entwicklungs- und Vertriebskosten gering wären - allein die Lohnkosten würden es schwierig machen, ein billiges Fahrzeug in dem hart umkämpften Segment zu platzieren. "Der attraktive Preis beinhaltet ein Margensystem, dass beim Händler kaum Raum für Rabatte lässt", sagt Bratzel. "Das ist das Dacia-Erfolgsmodell, das zur Nachahmung empfohlen ist."

Zu den Modell-Plänen passt, dass die Konzernmutter General Motors Opel mit mehr Macht ausstattet. Rückwirkend zum 1. Juli übernimmt die neu gegründete Opel Group das gesamte Europa-Geschäft von GM. Die Leitung der Gruppe ist fast identisch mit dem Vorstand der Adam Opel AG. Chef der Opel Group ist demnach Karl-Thomas Neumann. Die Gruppe trägt auch die wirtschaftliche Verantwortung aller Marken in Europa. Für GM hat sich Opel vom Krisenherd zum Stützpfeiler entwickelt. "Das ist eine deutliche Aufwertung für Rüsselsheim. Bei Opel passt im Moment alles zusammen", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Man könnte sich auch vorstellen, dass jetzt auch eine ganz neue Marke entsteht für Kleinstwagen. General Motors braucht so eine Marke in Europa."

(RP)
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