Bochum Opel soll an billigeren Standorten bauen

Bochum · Die Spekulationen um die Zukunft des Opel-Werks in Bochum reißen nicht ab – trotz des Versuchs von Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke, die Gemüter zu beruhigen. Stracke sagte der "Bild", bis Ende 2014 gelte eine Standortgarantie für die europäischen Werke, und in der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch sollten nur Möglichkeiten erörtert werden, das Geschäft profitabler zu gestalten. "Es steht keine Entscheidung zu Werkschließungen auf der Tagesordnung", beteuerte Stracke.

Doch die Unruhe bleibt. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" will GM das Werk in Bochum schließen und Kapazitäten in Niedriglohnländer verlagern. Unter Berufung auf ein GM-Strategiepapier berichtete das Magazin, mit der Schließung des Werks Bochum und des Standorts im britischen Ellesmere Port sollten zugleich die Kapazitäten in "Niedrig-Kosten-Ländern" wie Polen, Russland, China, Indien, Mexiko und Brasilien wachsen. Ein GM-Sprecher sagte lediglich, es gebe keine Entscheidung zur Ansiedlung neuer Opel-Kapazitäten. Ein Opel-Sprecher gab keinen Kommentar ab.

Dafür äußerte sich NRW-Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger. "Diese ständigen Spekulationen über Schließungen bei Opel haben die Grenze des Erträglichen erreicht", erklärte Voigtsberger am Rande eines Besuchs im japanischen Fukushima. GM solle die verbleibende Zeit bis zum Ende der Standortgarantie 2014 in Bochum nutzen, um Perspektiven für die Beschäftigten und die Region aufzuzeigen. Der Konzern habe eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. "Um schnell Klarheit für alle Betroffenen am Standort Bochum zu schaffen, sollte der Konzern zu Gesprächen einladen", forderte der Minister. Heute soll es offenbar schon ein Treffen zwischen der Opel-Spitze und dem Betriebsrat des Unternehmens geben.

Der "Spiegel" berichtete, im polnischen Gliwice (Gleiwitz), wo der Opel Astra montiert werde, solle die Produktionskapazität um 25 Prozent erhöht werden, während die Fertigung des Modells Zafira in Bochum spätestens 2015 geschlossen werden solle. Zugleich streiche der US-Konzern weltweit seine Modellpalette zusammen, die Zahl der Fahrzeugplattformen werde von derzeit 30 auf weniger als die Hälfte verringert. Es solle kaum noch Modelle geben, die speziell für einen Markt wie Europa entwickelt würden.

Die Beschäftigten in Bochum haben seit Jahren Angst vor der Schließung. Immer wieder wurde die rund 50 Jahre alte Fabrik als Kandidat für einen Kapazitätsabbau gehandelt. Das Werk mit 3100 Mitarbeitern ist der größte industrielle Arbeitgeber in der Region.

(RP)
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