Monte Carlo/Erkelenz Modeschöpfer Otto Kern gestorben

Monte Carlo/Erkelenz · Er wurde als Hemdenkönig berühmt - und sorgte auch in der Klatschpresse immer wieder für Schlagzeilen. Denn Kern erlebte als Geschäftsmann große Erfolge, schaffte es aber unter anderem auch, den Zorn der Kirche auf sich zu ziehen.

Otto Kern tot - als Hemdenkönig berühmt geworden
Foto: dpa, ste kde cul

Er wurde als "Hemdenkönig" berühmt. Nun ist der Modeschöpfer Otto Kern im Alter von 67 Jahren gestorben. Nach Informationen der "Bild" ist er friedlich auf dem Sofa in Monte Carlo eingeschlafen, wo er seit dem Jahr 2000 hauptsächlich lebte. "Wir sind am Boden zerstört und stehen total unter Schock", zitiert die Zeitung Kerns zweite Ehefrau Sarah, die von 1995 mit 1999 mit Otto Kern verheiratet war.

Otto Kerns Karriere hatte in den 1970er Jahren begonnen, als er sein Studium abbrach und eine eigene Modelinie auf den Markt brachte. Es war der Beginn einer steilen - und schillernden - Karriere. Denn Kern sorgte für Aufmerksamkeit, war fester Bestandteil der Berichterstattung in den bunten Blättern. Monte Carlo, Kitzbühl und natürlich das Käfer-Festzelt auf dem Münchner Oktoberfest - Kern war fester Teil des Prominenten-Zirkus.

Früh sorgte er für kleine Skandale, wie etwa 1993, als er das Gemälde "Das Abendmahl" von Leonardo da Vinci für eine Werbekampagne nachstellen ließ - und einen nur mit Jeans bekleideten Jesus inmitten von barbusigen Jüngerinnen zeigte. Der Aufschrei war groß, die deutsche Bischofskonferenz warf ihm die "Verletzung religiöser Gefühle" vor, ein Textilhändler aus Münster drohte, Kern-Kleidung aufgrund der Werbung aus dem Sortiment zu nehmen. Kern verteidigte sich: "Wenn Jesus heute als 19- oder 20-Jähriger leben würde, würde er in Jeans auftreten." Und seine Jüngerinnen wahrscheinlich auch.

Auch sein Privatleben bot der Klatschpresse immer wieder Anlass für Geschichten: Insgesamt war der Modemacher viermal verheiratet, zuletzt mit dem Model Naomi Valeska Salz. Die gebürtige Erkelenzerin ist seit 2008 mit dem "Hemdenkönig" verheiratet, mit dem sie bei Besuchen in der Heimat auch mal in ihrem alten Mädchenzimmer im Haus ihrer Eltern übernachtete.

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Foto: AP/Carlo Fumagalli

Sie half dem Modemacher auch, einen Schicksalsschlag zu überwinden. 2004 musste er seine erst 32-jährige dritte Frau beisetzen, nachdem diese am ersten Weihnachtstag auf der Autobahn von einem Fahrzeug überrollt worden war. Knapp 500 Besucher kamen damals zur Trauerfeier nach Heilbronn.

Aus dem Geschäft, das er unter dem eigenen Namen aufgebaut hatte, hatte er sich da schon zurückgezogen. Der Ruf des "Hemdenkönigs" blieb jedoch erhalten.

Kern hatte schon früh auf die Prominenz des eigenen Namens gesetzt. Während er selbst Hemden und Blusen für Frauen produzieren ließ, erlaubte er anderen, Produkte unter seinem Namen herauszubringen - gegen Gebühr, versteht sich. Anfang der 1990er Jahre erwirtschaftete Kern fast die Hälfte seiner Umsätze durch Lizenzgebühren für Kosmetikprodukte und Co.

Das machte das Unternehmen auch für Investoren interessant. 1993 verkaufte Kern 60 Prozent der Firmenanteile an die Münchner MHM Mode Holding - die anschließend versuchte, mit der Marke auch in südeuropäische Länder zu expandieren. Das Projekte verlief jedoch anders als geplant, das Modeunternehmen aus Kaiserslautern rutschte in die roten Zahlen, ein harter Sparkurs folgte.

Während Kern weitere Anteile an seinem Unternehmen verkaufte, erweiterte die Marke ihr Angebot und bot erstmals auch Herrenkollektionen an, auf denen heute der komplette Fokus liegt. Inzwischen gehört "Otto Kern" neben Marken wie "Baldessarini" oder "Pierre Cardin" zur Ahlers AG aus dem westfälischen Herford, die das Unternehmen im Jahr 2000 übernahm. Mit den Premium-Marken erzielte Ahlers im Geschäftsjahr 2015/2016 einen Umsatz von rund 160 Millionen Euro. Neben Herrenmode werden unter dem Namen auch Düfte und Taschen sowie "stilvolle Accessoires mit einem Hauch Extravaganz" angeboten, wie es im Geschäftsbericht des Unternehmens heißt.

(frin)
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