Zirndorf Playmobil stürzt in eine Führungskrise

Zirndorf · Die Managerin Judith Weingart muss gehen. Der Konzern kündigt eine Neuausrichtung an.

Gut eineinhalb Jahre nach dem Tod des Playmobil-Alleineigentümers Horst Brandstätter hat ein Streit über den künftigen Kurs den fränkischen Spielwarenhersteller in eine Führungskrise gestürzt. Im Zuge der geplanten Neuausrichtung der Unternehmensgruppe musste nun die frühere Brandstätter-Vertraute Judith Weingart ihren Hut nehmen, wie die hinter den Marken Playmobil und Lechuza stehende Unternehmensgruppe Geobra Brandstätter mitteilte.

Als Grund nannte das Unternehmen auf Anfrage "unterschiedliche Vorstellungen" bei der geplanten Neuausrichtung des Unternehmens. "Dieser Weg bleibt nicht ohne Konflikte", heißt es in einer Stellungnahme. Dem bislang dreiköpfigen Vorstand der Geobra Brandstätter Unternehmensstiftung gehören noch der für Personal und Finanzen zuständige René Benker und der Technische Leiter Robert Benker an. Beide sind wie Weingart altgediente Playmobil-Mitarbeiter.

Weingart gehörte dem Unternehmen seit mehr als 20 Jahren an; im Juni 2015 hatte die frühere Kommunikationschefin des Spielfiguren-Herstellers die Nachfolge als Nachfolgerin der früheren Firmenchefin Andrea Schauer angetreten. Diese war kurz nach dem Tod Brandstätters aus privaten Gründen aus dem Unternehmen ausgeschieden.

In einer Mitteilung kündigte die Führung eine grundlegende Neuausrichtung Playmobils und des zur Gruppe gehörenden Pflanzengefäß-Herstellers Lechuza an. "Um die Erfolgsgeschichte der Marken Playmobil und Lechuza fortzuschreiben, stellen wir die Strukturen an allen Standorten kritisch auf den Prüfstand und leiten notwendige Veränderungsprozesse ein", betonte die Unternehmensführung.

Wie aus dem Firmenumfeld zu erfahren ist, hat der Tod von Horst Brandstätter im Juni 2015 zu einer Führungskrise und zur Verunsicherung bei den weltweit mehr als 4100 Mitarbeitern geführt. Zwar hatte Brandstätter die Firma noch vor seinem Tod in eine Firmenstiftung überführt, die von einem dreiköpfigen Vorstand geleitet und einem darüber stehenden Firmenbeirat kontrolliert wird. Da die Vorstandsmitglieder aber gleichberechtigt seien "und jeder aufpasst, dass sich der andere nicht zu stark profiliert", sei das Unternehmen in den vergangenen Monaten gelähmt worden, heißt es. Ein Problem sei es auch zuletzt gewesen, dass Führungskräfte nach jahrzehntelanger Arbeit unter der Führung des Patriarchen Horst Brandstätter nicht gelernt hätten, eigenverantwortlich zu handeln.

Für Schlagzeilen hatte die Unternehmensgruppe zuletzt durch einen Streit mit der IG Metall gesorgt. Die Gewerkschaft hatte beim Bundesarbeitsgericht die Betriebsratswahl 2014 angefochten und Recht bekommen; die Wahl muss jetzt wiederholt werden. Daraufhin waren im Betrieb Flugblätter aufgetaucht, die ein unter der IG Metallflagge segelndes sinkendes Unternehmens-Schiff zeigten. Die Playmobil-Leitung hatte sich von dem Schmähflugblatt distanziert.

(dpa)
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