Franikfurt/M. Postbank - die ungeliebte Tochter

Franikfurt/M. · Die Deutsche Bank trennt sich von ihrer Tochterfirma, weil das Massengeschäft zu viel Kapital bindet und zu wenig bringt.

Vier Jahre lang hat die Deutsche Bank an der nahezu vollständigen Übernahme der Postbank gebastelt. 2012 war es so weit, und seither wird integriert. Doch jetzt ist schon wieder alles vorbei: Die Deutsche Bank trennt von der Mehrheit des Bonner Instituts.

Der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns beschloss den Kurswechsel am Freitag in einer mehrstündigen Sondersitzung, wie das Geldhaus am Abend in Frankfurt mitteilte. Dabei bleibt die Art der Trennung noch offen,. Die Postbank solle "entkonsolidiert" werden. Auf jeden Fall soll es einen neuen (Mit-)Eigentümer geben. Die Bank wolle ihren Anteil an dem Bonner Institut "mindestens unter 50 Prozent verringern", erklärte ein Sprecher.

Das hat den Unmut der Postbank-Mitarbeiter noch verstärkt. Gestern, beim Streik vor der Konzernzentrale in Frankfurt, ist das bei einigen deutlich sichtbar geworden. Sie sind ohnehin seit Wochen wütend, weil das Management ihnen die gewünschte Verlängerung des Kündigungsschutzes bis 2020 verweigert hat. Jetzt wird ihnen vor Augen geführt, dass sie im Konzern als Belegschaft nicht gerade die erste Geige spielen. - Die Postbank war eine ungeliebte Tochter. Das Massengeschäft der Privatkunden-Tochter galt den Verantwortlichen einmal als Stabilitätsanker und Gegenpart zum renditeträchtigen, aber risikoreichen Geschäft an den Finanzmärkten. Alles Vergangenheit. Jetzt könnte die Bilanzsumme von 1,7 Billionen Euro durch den Verkauf deutlich schrumpfen, und das hätte den Vorteil, dass das Verhältnis von Bankgeschäft und Eigenkapital günstiger würde. An der Stelle hängt das Baufinanzierungsgeschäft der Postbank deren Noch-Mutter wie ein Mühlstein um den Hals.

Das gilt indes auch für die eigenen Filialen der Deutschen Bank. Ein Stellenabbau scheint unausweichlich, Experten sprechen davon, dass Hunderte Niederlassungen und Tausende Stellen wegfallen könnten. Aus Sicht der Gewerkschaft Verdi ist im Kampf für die Arbeitnehmer-Interessen vor allem eine Antwort auf die Frage wichtig, ob der Verkauf der Postbank weniger Jobs kostet als die ebenfalls diskutierte Abspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts. Mindestens genau so wichtig ist aber, ob sich ein Käufer für die Postbank findet.

So oder so vollzieht die Deutsche Bank mal wieder einen Strategieschwenk. Sie hat Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts begonnen, das große Rad im Investmentbanking zu drehen, aber das Geschäft mit den kleinen Privatkunden weiterbetrieben. Dann kam die "Deutsche Bank 24", die die Klientel in zwei Klassen teilen sollte - die vermögenden Privatkunden und die Durchschnittssparer. Als der Fusionsversuch mit der Dresdner Bank scheiterte, war die "Bank 24" bald Vergangenheit, die Deutsche Bank entdeckte das Einlagengeschäft wieder als Quelle. Sie verleibte sich schließlich die Postbank mit ihren 14 Millionen Kunden ein. Der private Bankkunde als stabiler Pfeiler für den Konzernerfolg - so lautete nach den Wirrungen der Finanzkrise die Botschaft. Doch auch das ist vorbei. Stattdessen steckt die Zukunft im Investmentbanking, in der Vermögensverwaltung und im Geschäft mit dem Zahlungsverkehr.

(RP)
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