Düsseldorf Das ändert sich bei der Kfz-Versicherung

Düsseldorf · In Regionen mit vielen Unfällen zahlen Fahrer mehr. Betroffen sind etwa Gladbach und Solingen. Düsseldorf bleibt teuer.

 Regionalklassen in der Kfz-Versicherung 2018

Regionalklassen in der Kfz-Versicherung 2018

Foto: C. Schnettler

Viele Autofahrer in Nordrhein-Westfalen müssen mit höheren Prämien für die Autoversicherung rechnen. Das geht aus der neuen Regionalstatistik hervor, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jetzt veröffentlicht hat. Danach steigt in 17 Zulassungsbezirken entweder die Kfz-Haftpflicht-, die Vollkasko- oder die Teilkaskoversicherung an. Im Hochsauerlandkreis gilt dies sogar für Haftpflicht und Teilkasko. Je höher die Region eingestuft wird, desto teurer ist der Versicherungsschutz.

Jährlich berechnet der Branchenverband das Unfall- und Schadensrisiko für jede der 413 deutschen Zulassungsbezirke neu. Für die Vollkasko gibt es 9, für die Haftpflicht 12 und die Teilkasko 16 Regionalklassen. Die Einstufung ist unverbindlich, wird aber von den meisten Assekuranzen berücksichtigt. Für Neuverträge gelten die Umstufungen sofort, für bestehende Verträge ab 2018. Unfälle, die Autobesitzer in einer anderen Region machen, werden immer dem heimischen Zulassungsbezirk zugeschlagen. Die GDV-Experten haben festgestellt, dass die meisten Autofahrer sich überwiegend in ihrem Zulassungsbezirk bewegen. Sie wären daher meist dem dort herrschenden Unfallrisiko ausgesetzt und die Versicherungsprämie somit gerecht.

Der größte private Autoversicherer, die HUK-Coburg, schätzt, dass pro Klassensprung die Autohaftpflicht im Schnitt rund vier Prozent teurer wird. In der Vollkasko sind es sogar sechs Prozent. Laut Provinzial Rheinland gibt es je nach Vertrag aber große Spannen. Vor allem Autofahrer in Solingen und Duisburg, die künftig in die Haftpflichtklassen 11 und 10 hochgestuft werden, müssen erheblich mehr zahlen. Deutlich tiefer in die Tasche müssen auch Aachener und Mönchengladbacher greifen, die nun in Vollkasko in Klasse 7 und 6 fahren. Immerhin wird der Kfz-Haftpflichtschutz für Bochum, Bonn, Heinsberg, Neuss und den Rhein-Sieg-Kreis günstiger. Fast unentschieden steht es für Autofahrer aus Kleve. Hier wird die Haftpflicht günstiger und die Vollkasko teurer.

Tendenziell fällt aber der Beitrag für Vollkaskoschutz immer etwas höher aus. Wer in einer teuren Region unterwegs ist, zahlt deutlich mehr. So zeigt eine Musterrechnung der Unternehmensberatung Nafi, dass ein 30-jähriges Ehepaar in einem leistungsstarken Tarif in Aachen beim günstigsten Anbieter jährlich rund 480 Euro zahlt. In Olpe werden hingegen für den gleichen Schutz lediglich rund 375 Euro verlangt. Damit ist Aachen, mit einem deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegenden Unfallaufkommen, gegenüber Olpe um rund 28 Prozent teurer.

Was unter dem Strich für den einzelnen Autobesitzer herauskommt, ist auch vom Umfang der Nutzung und dem Automodell abhängig. Derzeit zieht der Wettbewerb wieder an. Ein Grund sind neue Online-Anbieter, wie Friday und Nexible sowie Fahrstil-Tarife, bei denen sich der Kunde überwachen lässt. Zudem können viele Fahrer durch einen Wechsel des Anbieters sparen und Preiserhöhungen abwehren. "Noch gibt es sehr große Preisunterschiede am Markt", bestätigt Nafi-Geschäftsführerin Ivana Höltring. So könnten Autobesitzer in Aachen oder Düsseldorf, die vom teuersten zum günstigsten Anbieter wechseln, bei vergleichbaren Tarifleistungen etwa rund 42 Prozent sparen. Das sind über 350 Euro pro Jahr.

Bei einer Beitragserhöhung gilt ein Sonderkündigungsrecht. Eine bessere Einstufung in den Schadenfreiheitsrabatt bleibt dabei unberücksichtigt. Die Kündigung ist innerhalb eines Monats nach Eingang der Rechnung beim Versicherten möglich. Ganz wichtig: "Es kommt nicht auf den Gesamtbetrag an. Der Kunde hat ein Wahlrecht. Schon wenn eine Sparte, etwa die Haftpflicht, minimal steigt, kann der gesamte Vertrag gekündigt werden, auch wenn gleichzeitig die Vollkasko deutlich billiger wird", betont Ulrich Loske, Fachanwalt für Verkehrsrecht. Regulär - und zwar auch ohne Beitragserhöhung - können Kfz-Besitzer noch bis zum 30. November aus ihrer Autoversicherung aussteigen.

(RP)
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