Düsseldorf Private Krankenhäuser in der Kritik

Düsseldorf · Die Geschäftszahlen stimmen, doch die Patienten sind laut einer Studie der Kassen mit der Leistung der privaten Helios- und Sana-Kliniken unzufrieden. Gewerkschaften werfen ihnen vor, auf Kosten der Mitarbeiter zu sparen.

Schenkt man den Zahlen einer Patientenbefragung von Helios Glauben, ist das Klinikum in Wuppertal ein sehr gutes Krankenhaus. 95,6 Prozent der Befragten gaben ein positives Gesamturteil, Bestnoten gab es unter anderem für den Prozess der Aufnahme, die Ärzte und das Pflegepersonal – so gibt das Unternehmen stolz bekannt.

Schenkt man dagegen einer soeben erschienenen Patientenbefragung der Barmer GEK und AOK Rheinland/Hamburg Glauben, ist das Helios-Haus in Wuppertal nicht so gut. 147 Kliniken aus dem Rheinland haben die Krankenkassen bewerten lassen, in jeder Kategorie reichte es für das Klinikum nur zu einem Platz im hinteren Drittel.

Die Anfang des Monats veröffentlichte Patientenbefragung von Barmer und AOK wirft Fragen auf – vor allem bei den privaten Helios- und Sana-Kliniken, deren Häuser überwiegend schlechte Ergebnisse erzielten. Negativer Höhepunkt: Das Sana-Klinikum in Remscheid, das den letzten Platz belegte. Bei Helios ist es nur die Klinik in Wipperfürth, die solide Ergebnisse erzielte – und die wurde von Helios erst im November des vergangenen Jahres übernommen.

Helios und Sana verweisen zwar darauf, dass eigene Befragungen bessere Ergebnisse ergeben hätten, doch es bleibt die Frage: Sparen die Häuser etwa an der Qualität, um die Rendite nach oben zu treiben? Sowohl Helios als auch Sana-Kliniken haben jedenfalls ihre Umsätze und Gewinne kontinuierlich gesteigert. Sana macht dabei aber andere Effekte für die guten Gewinne verantwortlich: "Sana verfügt beispielsweise über einen großen Einkaufsverbund, um Materialien günstiger einzukaufen." Wirtschaftliche Arbeit und eine hohe Versorgungsqualität würden sich nicht ausschließen. Ähnlich argumentiert auch Helios.

Laut der Gewerkschaft Verdi entstehen die steigenden Gewinne aber auch durch Personaleinsparungen: "Es wird vor allem versucht, die patientenfernen Bereiche auszulagern", sagt ein Verdi-Sprecher: "Sowohl bei Sana als auch bei Helios haben die Privatisierungen dazu geführt, dass die Personaldecke knapp geworden ist." Gleichzeitig sorgt sich die Ärztegewerkschaft Marburger Bund, dass Ärzte bei Helios weniger verdienen als in kommunalen Krankenhäusern – über einen Tarifvertrag wird heftig gestritten.

AOK-Vorstandsmitglied Matthias Mohrmann sieht im Anwachsen der Leistungsmenge ein Grundproblem der privaten Häuser: "Da stellt sich natürlich die Frage, ob auch der Personalbestand mitgewachsen ist. Wir sehen häufig eine Korrelation zwischen einem Wachstum der Leistungsmenge und einer gleichzeitig sinkenden Patientenzufriedenheit." Schuld sei das Gesundheitssystem, das Fehlanreize setze.

Während die Kosten stark steigen, sind die Einnahmen durch Pauschalhonorierungen nahezu gedeckelt. "Wer viel operiert, hat wirtschaftliche Vorteile", sagt Mohrmann, auch wenn längst nicht jede OP für den Patienten nötig wäre – ein Problem, das allerdings nicht nur private Häuser betrifft.

Doch bei aller Kritik gibt es auch Rückendeckung für die privaten Kliniken. Weder in ihrer Ausstattung noch in der Qualität der Behandlung oder der Zufriedenheit der Patienten fallen sie hinter Kliniken anderer Träger zurück, heißt es in einer Studie des RWI Wirtschaftsforschungsinstituts. Über die Aussagekraft der Studie ließe sich streiten –sie basiert auf einem Projekt für den Bundesverband der Privatkliniken.

(RP)
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