Prag Proteste gegen Lidl in Tschechien

Prag · Die Rechtsaußen-Facebook-Szene wettert gegen einen Schwarzen als Model.

In Tschechien sorgt eine Werbeanzeige der deutschen Lebensmittelkette Lidl für Aufregung. Als Model ist ein Schwarzer abgebildet. Auf der Facebookseite von Lidl brach ein Shitstorm los. "Wir haben gern bei Ihnen eingekauft. Doch kommen Sie uns bitte nicht mit Multikulti!", heißt es. Und: "Übertreiben Sie es nicht etwas? Auf Werbeflyern in Tschechien erwarte ich typisch tschechische Models." Ein anderer formuliert drastisch: "Ich bin angewidert. Multikulti führt zur Auslöschung der weißen Rasse."

Obwohl Tschechien von Migranten und besonders von Schwarzen weitgehend gemieden wird, nachdem sich der harte Umgang mit Flüchtlingen herumgesprochen hat, herrscht unter vielen Tschechen fortlaufend Panik vor "illegalen Fremden". Präsident Milos Zeman rief sein Volk jüngst auf, sich zu bewaffnen, weil Tschechien höchste Gefahr drohe. Seine Frau besitze auf seinen Rat hin einen Waffenschein. Innenminister Milan Chovanec schlug vor, Waffenbesitzer sollten ein in der Verfassung verbrieftes Recht erhalten, ihre Waffe gegen Terroristen zu richten, falls die Sicherheitsorgane nicht rechtzeitig vor Ort seien.

Kommentatoren kritisierten den Minister heftig. In einem Rechtsstaat gehörten Waffen in die Hände von Profis. Zudem reagierten Facebook-Nutzer auf die rassistischen Bemerkungen und erklärten, die Äußerungen sprächen nur für die "Erbärmlichkeit" und "Dummheit" vieler Leute. Andere konterten mit Ironie: "Das mit dem Schwarzen geht wirklich zu weit. Ich beantrage sofort einen Waffenschein. Am besten gleich für einen Panzer."

Die tschechische Lidl-Führung bezog deutlich Position: "Wir leben im 21. Jahrhundert, wo verschiedene Rassen zusammen existieren. Wir sehen da keine Unterschiede. Je mehr Sie von der Welt kennen, desto größere Toleranz entwickeln Sie. Deshalb beschäftigen wir Models aus allen Teilen der Welt."

(kna)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort