Essen RAG-Stiftung: "Bis 2017 steigt Evonik in den Dax auf"

Essen · Der Kohleausstieg wird den Steuerzahler nichts kosten, sagt Werner Müller. Er stärkt Finanzchef Linssen den Rücken.

Das Ende des Steinkohle-Bergbaus rückt näher. Und die RAG-Stiftung, die ab 2019 dessen Ewigkeitskosten tragen muss, sieht sich auf gutem Weg. "Die Stiftung wird die notwendigen Mittel selber erwirtschaften, sie bewährt sich in der Praxis", sagte Stiftungs-Chef Werner Müller gestern bei Vorstellung der Bilanz. Der Steuerzahler werde nicht beansprucht werden.

Zwar ist wegen der Minizinsen der Rückstellungsbedarf von 17 auf 24 Milliarden Euro angewachsen, während die Stiftung erst 4,2 Milliarden angesammelt hat. Doch Müller bleibt gelassen. Entscheidend sei die Liquidität: Ab 2019 müsse die Stiftung jährlich 220 Millionen Euro für das Abpumpen der Gruben und andere Arbeiten aufwenden. "Das sollten wir schaffen." Allein 2014 hat die Stiftung 351 Millionen Euro erwirtschaftet. Dazu hat allein der Chemiekonzern Evonik, an der die Stiftung 68 Prozent hält, 316 Millionen Euro in Form der Dividenden-Ausschüttung beigetragen.

Vorerst will die Stiftung keine Evonik-Anteile mehr verkaufen, zumal der Anteil der frei handelbaren Aktien (Free Float) inzwischen bei 20 Prozent liegt und Evonik Rekordgewinne einfährt. "Ich erwarte, dass das zweitwertvollste Unternehmen im M-Dax bis zum Ende unserer Amtszeit im Dax notiert sein wird", so Müller. Der Vertrag von ihm und Finanzvorstand Helmut Linssen läuft bis November 2017.

Zugleich stärkte Müller seinem Kollegen den Rücken. Der "Spiegel" hatte berichtet, dass der Wohnungskonzern Vivawest Immobilien in Ostdeutschland günstig an Bofrost-Gründer Josef Boquoi verkauft habe. Linssen ist Aufsichtsrats-Chef von Vivawest und mit Boquoi bekannt. Linssen sagte, er habe keinen Einfluss auf Verkaufs-Verhandlungen genommen und sich für keinen Bieter eingesetzt. Müller: "Herr Linssen ist ein hervorragender und integrer Mitarbeiter der Stiftung und bleibt es auch." Die RAG-Stiftung hält 30 Prozent an Vivawest.

Müller erwartet nun von der Evonik AG, dass sie durch Übernahmen wächst: Das wäre zu begrüßen, es bestehe aber kein Zeitdruck. Eine Übernahme des Baseler Konkurrenten Clariant, über die spekuliert wurde, sei für ihn kein Thema, so Müller weiter. Das Clariant-Management habe massiv Aktien verkauft und glaube wohl selbst nicht recht an die Zukunft von Clariant.

Stiftung wie Zechenkonzern RAG bereiten sich auf das Ende des Bergbaus vor. Ende 2015 schließt die Zeche Auguste Victoria, Ende 2018 Prosper Haniel und Ibbenbüren. Die Zahl der RAG-Mitarbeiter wird bis Ende 2015 auf 8000 sinken. Zur Sicherung des Erbes wird die RAG-Stiftung 15 Millionen Euro für die gründliche Renovierung des Bergbau-Museums Bochum aufwenden.

(RP)
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