Instituts der deutschen Wirtschaft Teures Wohnen ohne Immobilienblase

Berlin · Trotz deutlich anziehender Preise in vielen Großstädten sieht das Insitut der deutschen Wirtschaft bundesweit keine Überhitzungsgefahr. Am deutschen Immobilienmarkt baue sich derzeit keine spekulative Blase auf, so Michael Hüther, Leiter des IW Köln.

Die höheren Kosten auf dem Markt seien vielmehr Ausdruck großer Nachfrage und ein Zeichen für die Attraktivität von Ballungsgebieten. "Bedenken, es könnte sich wie in den USA, Irland oder Spanien eine Preisblase bilden, sind unberechtigt", betonte das IW.

Deutschlandweit stiegen die Preise für Eigentumswohnungen zwischen 2003 und 2011 dem IW zufolge um rund 10,5 Prozent. In der gleichen Zeit kletterten sie in Hamburg allerdings um 31 Prozent und in Berlin sogar um 39 Prozent. Vor allem in Ballungsgebieten steigen die Werte von Wohnungen und Häusern nahezu stetig und dürften laut IW vorerst weiter nach oben gehen. Am teuersten ist München - dort kostet eine Eigentumswohnung im Durchschnitt gut 4200 Euro pro Quadratmeter.
Dahinter folgen Hamburg (3100 Euro) und Frankfurt (2900 Euro), deutlich günstiger ist Berlin mit 2200 Euro im Schnitt.

Attraktives Betongold

Seit der Verschärfung der Schuldenkrise flüchten immer mehr Deutsche in "Betongold" und investieren in Immobilien, da wegen der rekordniedrigen Zinsen Geldanlagen unattraktiver geworden sind. Dies macht Immobilien teurer. "Seit 2010 liegen die Preissteigerungen mit bis zu 4,5 Prozent sogar deutlich über der Inflationsrate", sagte Hüther.

Im vorigen Jahr habe es den größten Anstieg gegeben. Zeichen für eine Blase wären laut IW, wenn die Kaufpreise über längere Zeit schneller steigen als die Mieten. Dies sei mit Ausnahme von München und Hamburg aber nicht der Fall, die Entwicklung der Mieten halte im Allgemeinen Schritt. In beiden Großstädte hätten die Kaufpreise zwar stärker zugelegt, aber im internationalen Vergleich noch maßvoll.

Gegen eine Blase spricht laut IW auch, dass die Kredite zum Kauf einer Wohnung trotz historisch niedriger Zinsen nur minimal gestiegen seien. Zudem stünde die traditionelle Finanzierung in Deutschland mit einem hohen Eigenkapitalanteil einer Überhitzung entgegen. Damit würde ein Preisverfall - ganz anders als 2007/08 in den USA, Spanien und Irland - auch keine allzu große Gefahr für die gesamte Wirtschaft, sagte Hüther. Damals zog der Einbruch am Immobilienmarkt noch eine Verschuldung der Bürger mit massiven Zahlungsausfällen nach sich. Es folgten Bankenkrise, Finanzkrise und Rezession.

Leichte Überhitzung in Berlin

Von einem solchen Szenario ist Deutschland nach IW-Ansicht aber weit entfernt. Vor ein paar Jahren habe bei Investoren im Vordergrund gestanden, eine Wohnung nach zwei, drei Jahren gewinnbringend zu verkaufen, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Dies sei derzeit nicht der Fall.

"Deshalb sehe ich wenig Gefahren, dass wir in eine Überhitzung hineinkommen." Eine Ausnahme stellt Berlin dar. Denn in der Hauptstadt habe sich die Zahl der zum Verkauf stehenden Objekte seit 2007 um 60 Prozent erhöht. In Hamburg, München, Köln und Frankfurt hingegen sank sie - in diesen Städten spiegeln höhere Preise damit auch das knappere Angebot wieder. Für Berlin machen die IW-Forscher eine leichte Überhitzungstendenz aus, da etwa die sogenannte Wiederverkaufsrate von Immobilien gestiegen ist.

(REU)
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