Behördengänge im Internet Elektronischer Personalausweis wird kaum genutzt

Berlin · Der Elektronische Personalausweis soll Einkaufen, Dienstleistungen und Behördengänge im Netz sicherer und komfortabler machen. Doch anderthalb Jahre nach dem Start gibt es erst wenige Einsatzmöglichkeiten - und Nutzer.

Die Gebühren für den neuen Personalausweis
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Foto: ddp

Sicher Geld überweisen, einen schnellen Blick aufs Rentenkonto werfen oder die unkomplizierte Alterskontrolle beim Online-Shopping: All das und noch viel mehr soll der Elektronische Personalausweis (E-Perso) möglich machen. Denn zusammen mit einem Lesegerät und einer PC-Software namens Ausweis-App können sich Besitzer eines E-Persos im Internet ausweisen. Doch noch lässt sich kaum jemand auf die neuen Möglichkeiten des Dokuments ein.

Vielleicht liegt es daran, dass der Perso durch die neuen Funktionen teurer geworden ist. Wer den E-Perso bestellt, zahlt dafür 28,80 Euro. Damit die Onlinefunktionen nutzbar sind, muss die sogenannten digitale Identifizierung (eID) bei Aushändigung des Ausweises aktiviert werden.

Dabei wählt der Nutzer auch eine sechsstellige PIN. Wer seinen E-Perso nachträglich fit für das Internet machen lässt, zahlt sechs Euro drauf. Auch ein Lesegerät muss der Nutzer kaufen. Die Ausweis-App ist für Rechner mit Windows, Linux oder OS X kostenlos.

Es gibt auch Lesegeräte mit Display, die die sogenannte qualifizierte elektronische Signatur (QES) unterstützen: Mit QES kann der E-Perso auch zum Unterzeichnen von Verträgen genutzt werden.

Keine Sicherheitszertifikate

Bisher gibt es allerdings noch keine Dienstleister, die die dafür nötigen Sicherheitszertifikate anbieten. Für solche Zertifikate fallen in der Regel zusätzliche Gebühren an.

Und auch sonst ist die Zahl derer, die Dienstleistungen für oder mit dem E-Perso unterstützen, eher klein, wie ein Blick auf das offizielle Portal zum neuen Ausweis zeigt. Unter den Anbietern finden sich relativ viele Versicherungen, aber kaum Onlineshops oder Banken und nur ein paar Kommunen. Das zuständige Bundesinnenministerium (BMI) spricht von 85 Anbietern. Stefan Ruf von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen geht von einer Zahl unter 50 aus. "Das ist deutlich zu wenig", kritisiert der Professor für E-Business-Management.

Die Gründe für den überschaubaren Erfolg seien vielfältig, sagt Ruf. "Es gibt zu wenig Anwendungen, die Anschaffungskosten sind zu hoch, es existieren genug einfache Alternativen wie das Postident-Verfahren und zu viele Anwender haben Angst um ihre Daten." Internationale Onlineshops sähen bisher wenig Beweggründe, die deutsche Insellösung mitzumachen. Und Banken scheuen sich, nach dem Wechsel von den alten TAN-Listen zu TAN-Generatoren oder mobilen TANs fürs Handy, noch eine weitere Technologie einzuführen.

In Zukunft mehr Anwendungen

Das spärliche Angebot der Kommunen findet Ruf ärgerlich, hält es aber nicht für ursächlich für die jetzige Situation. "Selbst wenn alle Kommunen den Ausweis einführen, wird das nicht für eine weite Verbreitung sorgen." Denn die Geschäfte, die man in diesem Bereich mit dem Ausweis erledigen kann, macht man üblicherweise nur alle paar Monate oder Jahre - zum Beispiel ein Auto anmelden, sich ummelden oder eine polizeiliches Führungszeugnis beantragen. "Die wenigsten werden sich nur dafür Ausweis und Lesegerät anschaffen."

Trotzdem glaubt Ruf an den E-Perso. "Es wird in Zukunft mehr Anwendungen geben", sagt der Experte. Ähnlich sieht das BMI-Sprecher Philipp Spauschus: "Je mehr Bürgerinnen und Bürger die Funktion eingeschaltet lassen, desto eher rechnen sich die Investitionen der Wirtschaft und der Verwaltung in die Entwicklung von attraktiven Angeboten."

Bis 2020 soll jeder Deutsche einen E-Perso erhalten, aktuell sind nach BMI-Angaben 13,5 Millionen neue Ausweise im Umlauf. Allerdings ist nur bei 3,8 Millionen davon die eID aktiviert.

Für Norbert Pohlmann ist unverständlich, warum beim Onlinehandel oder bei Bankgeschäften immer noch auf antiquierte Sicherheitslösungen gesetzt wird. "Passwörter sind als Sicherheitsmechanismen eigentlich völlig ungeeignet, weil es tausende Angriffsmöglichkeiten darauf gibt", erklärt der Direktor des Instituts für Internet-Sicherheit in Gelsenkirchen.

Der E-Perso sei im Vergleich dazu die deutlich sicherere Lösung: "Vom Anspruch her ist der elektronische Personalausweis weltweit das absolute High-End-Modell." Die Sicherheitslücken, die es zum Start noch gab, seien längst behoben.

(dpa)
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