Windenergie Lohnt es sich, selbst Strom zu erzeugen?

Düsseldorf (RP). Windenergieparks sind in Deutschland neben Wasserkraft die wichtigste Ökostromquelle. In der Miniaturversion, der Kleinwindanlage für Dach und Garten, spielen sie aber bislang kaum eine Rolle. Das könnte sich ändern, wenn die Politik der Kleinwindkraft mehr Rückenwind gibt.

Durchblick im Stromtarif-Dschungel
Infos

Durchblick im Stromtarif-Dschungel

Infos
Foto: ddp

Zur Zeit speist der Gesetzgeber den ins Netz eingespeisten Strom neu installierter Kleinwindanlagen mit 9,02 Cent je Kilowattstunde ab — wie bei Großwindanlagen, zahlbar vom Versorger auf 20 Jahre.

"Kleinwindenergieanlagen ermöglichen Windenergie für jedermann", sagt Martin Maslaton vom Bundesverband Windenergie (BWE). Der private Propeller sei eine gute Ergänzung zur Fotovoltaikanlage, vorausgesetzt: "Der produzierte Strom sollte mehrheitlich selbst verbraucht werden, so dass möglichst kein oder wenig zusätzlicher Strom extern bezogen werden muss."

Ob sich das Ungetüm mit Mast lohnt, hängt davon ab, ob man neun Cent je erzeugte Kilowattstunde kassiert oder 22 Cent an Eigenverbrauch spart. Uwe Hallenga, Betreiber des Internetportals Kleinwindanlagen.de, pflichtet bei: "An einem guten Standort bringt eine Kleinwindanlage mehr als eine Solaranlage." Ideal ist Küstenlage, im Binnenland falle der Ertrag bis zu 75 Prozent niedriger aus. Für eine Anlage mit drei Kilowatt Nennleistung muss man 10 000 Euro in die Hand nehmen.

Der Bundesverband Kleinwindanlagen rechnet mit Preisstürzen: "In den nächsten zehn Jahren werden diese Anlagen zu Massenprodukten." Ein 3,5 Kilowatt starkes Modell produziert im Jahr je nach Standort 2 500 bis 3 500 Kilowattstunden Strom. Im Selbstverbrauch spart das 500 bis 600 Euro im Jahr. Bei Einspeisung zahlt der Versorger nur 225 bis 315 Euro — das reicht kaum für die Darlehenszinsen. Die Windmaschine will klug ausgesucht sein, denn, so Hallenga, "auf dem Markt tummeln sich Betrüger, die Schwachsinnsgeräte verkaufen". Mickrige Stromerträge und abgerissene Rotorblätter sind dann programmiert.

Ein weiteres Ärgernis sind geschönte Hersteller- und Händlerangaben zum Ertrag. Bislang werden kleine Windgeneratoren gerne genutzt, wo Steckdosen fern sind: auf der Yacht, dem Campingplatz, in Schrebergärten und Berghütten. Mit Hilfsquellen wie Solaranlagen oder Dieselgeneratoren können sie gekoppelt werden. Rund 4 000 Anlagen mit 0,5 bis fünf Kilowatt Power soll es bundesweit geben.

Das könnten viel mehr werden, wäre auch hierzulande das "Net Metering" erlaubt: Der häusliche Stromzähler läuft dann rückwärts, wenn mehr Strom erzeugt als verbraucht wird. Kleinwindmüller erhalten ihren eingespeisten Strom vom Versorger indirekt zum Preis des Haushaltsstroms vergütet — also zu über 20 statt neun Cent die Kilowattstunde. Im Eigenverbrauch kann sich Kleinwindkraft längst rechnen. In zehn Jahren könne man die Kosten der Anlage bei guter Lage raus haben, sagt Hallenga.

Ihr Nischendasein zwischen Sylt und Feldberg haben die Mini-Windwerke der Politik und Bürokratie zu verdanken. Für die Genehmigung sind je nach Kommune teure Schall-, Statik-, Vogelflug- und Schattengutachten nötig. Selbst unter zehn Metern Nabenhöhe braucht es meist eine Baugenehmigung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort