Berlin/Düsseldorf Reisen 2017: Türkei verliert, Hellas boomt

Berlin/Düsseldorf · Wegen der schwierigen politischen Lage sinkt die Zahl der Türkei-Buchungen weiter. Immer mehr Urlauber wollen nach Griechenland, Portugal oder Zypern. Auf Mallorca wird es voll - und Düsseldorfs Flughafen profitiert.

Die Welt ist unruhig geworden, also bleiben die Deutschen zu Hause? Zumindest für diesen Sommer zeichnet sich das Gegenteil ab: Alleine im Juli wird die Zahl der in Deutschland startenden Jets um 4,9 Prozent auf 88.700 steigen. Dies ergibt eine gestern vorgestellte Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) anlässlich der heute beginnenden Internationalen Tourismusmesse (ITB) in Berlin.

Dabei legt Düsseldorf unter den fünf größten Flughäfen der Republik am stärksten zu. Die Zahl der Starts am Rhein wird um 6,5 Prozent von 9530 (2016) auf 10.150 in einem Monat steigen - und das, obwohl die NRW-Schulferien dieses Jahr erst Mitte Juli anfangen. "Die Sorge vor Terror oder Unruhen dämpft nicht die Reisefreude", sagt der Tourismusforscher Martin Lohmann aus Kiel, "aber die Ziele der Menschen verschieben sich schon deutlich."

Dabei entwickelt sich die Türkei zum wohl größten Verliererland des aktuellen Urlaubsjahres. Ende Januar lagen die bundesweiten Reisebüro-Umsätze für das Land am Bosporus 58 Prozent unter dem Stand von 2016. Im vergangenen Jahr hatte es bereits einen Einbruch um 40 Prozent gegeben.

Für Juli sagt nun die DLR-Studie einen Rückgang der Starts in Richtung Türkei um 1,4 Prozent auf 4800 voraus, während andere Ziele boomen.

20 Prozent mehr Flüge wurden für Juli Richtung Portugal angemeldet - also werden fast 1700 Jets Richtung Faro und Lissabon abheben, die Branche meldet hohe Buchungen.

Um 22 Prozent steigt die Zahl der Abflüge nach Bulgarien auf 610 an - gerade für Urlauber mit niedrigem Budget eine interessante Alternative zur Türkei.

Nach Ägypten sind fast 400 Starts nach dem Tiefpunkt von nur 230 Starts in 2016 geplant. Und den von der absoluten Menge her größten Zuwachs kann Hellas bejubeln: Fast 3000 Jets werden im Juli nach Griechenland düsen, 300 mehr als im Jahr davor. "Griechenland ist Trendziel Nummer eins", heißt es bei Tui als größtem Reisekonzern Europas. Und Sebastian Ebel warnt als Deutschland-Chef von Tui vor ausgebuchten Hotels in Portugal, Griechenland, Zypern und erst recht Mallorca, wo es bereits 2016 extrem voll war: "Wir beobachten einen Nachholeffekt aus 2016. Diejenigen, die vergangenes Jahr auf Urlaub verzichteten, entscheiden sich jetzt besonders früh. Also wird 2017 für Spätbucher eher schwieriger."

Auch am Rhein wird die Umschichtung des Marktes genau registriert. Die Zahl der Flüge Richtung Türkei sei auch ab Düsseldorf "weiterhin rückläufig", berichtet Thomas Schnalke, Sprecher der Geschäftsführung des Düsseldorfer Flughafens. Gleichzeitig hätten die Airlines ihr Angebot insbesondere nach Griechenland, Spanien, Portugal und Italien deutlich ausgebaut. Schnalke fasst zusammen: "Die Warmwasserziele rund ums Mittelmehr sind in diesem Jahr gefragt wie nie zuvor."

Doch der Boom Richtung halbwegs stabiler Mittelmeerländer ist nur Teil des Reisetrends. So ist Urlaub per Wohnmobil gerade im Sommer so beliebt wie nie. Also warnt der Deutsche Tourismusverband (DTV) vor ausgebuchten Stellplätzen zur Hochsaison: "Wer sich nicht bis zur Mittagszeit einen Platz gesichert hat, geht leer aus", erklärt DTV-Manager Dirk Dunkelberg.

Hinzu kommt, dass es die Deutschen mehr als je zuvor Richtung Übersee zieht. Donald Trump ist wohl der unbeliebteste US-Präsident der bisherigen Geschichte, doch Urlauber schreckt er nicht ab.

Die Zahl der Flüge Richtung USA wird diesen Sommer um fast zehn Prozent auf 2400 Flüge im Juli steigen, meldet die DLR. So baut Air Berlin auch ab Düsseldorf das Angebot von Direktflügen nach USA aus.

Noch stärker legen Verbindungen in die Karibik mit 20 Prozent zu. Tui meldet dabei viele Reisende, die Kreuzreisen mitmachen. Was möglich ist, zeigt Jamaika: Dank vieler neuer Hotels sind die Reservierungen bei Tui um 70 Prozent gestiegen.

(RP)
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