Seattle/Bonn Riesiger Datenklau bei T-Mobile US

Seattle/Bonn · Von 15 Millionen Kunden wurden sensible Infos gehackt. Die Firma bietet nun einen Ausgleich an.

Erneut wird der Telekom-Konzern von einem Datenskandal erschüttert - dieses Mal allerdings anscheinend völlig unschuldig und auch nicht in Deutschland. In den USA kopierten Hacker die Daten von 15 Millionen Kunden von T-Mobile USA, dem mit Abstand wichtigsten Ableger der Telekom im Ausland. Dabei wurden allerdings nicht die T-Mobile-Rechner selbst gehackt, sondern die von Experian, der weltweit größten Agentur zur Überprüfung der Zahlungsfähigkeit (Bonität) von Kunden. "Das wäre so, wie wenn in Deutschland die Rechner der Schufa geknackt würden", heißt es Telekom-intern.

Das zeigt allerdings auch die Tragweite des Vorfalles: Denn bei Experian waren die kompletten Namen, Geburtsdaten, Adressen, die in den USA sehr wichtige Sozialversicherungsnummer, aber auch die Infos zum Führerschein oder Pass gestohlen worden. "Natürlich bin ich unwahrscheinlich ärgerlich über diesen Dateneinbruch", schreibt John Legere, der Chef von T-Mobile USA, in einem offenen Brief. Man werde nun die Geschäftsbeziehung zu Experian sorgfältig überprüfen.

Interessant ist, wie der Telekom-Ableger, der insgesamt 59 Millionen Kunden hat, den Schaden ausgleichen will: Jeder der 15 Millionen betroffenen Kunden darf auf Kosten des Unternehmens zwei Jahre lang überprüfen lassen, ob in seinem Namen irgendwo in der Welt fragwürdige Geschäfte gemacht werden oder ob eine Identität beispielsweise genutzt wird, um im Internet Waren für eine andere Person zu bestellen.

Auch die deutsche Muttergesellschaft ist über den Skandal entsetzt. Nachdem vor neun Jahren rund 17 Millionen Kundendaten wegen schlechter Schutzmechanismen gestohlen worden waren, hatte die Telekom einen eigenen Datenschutzvorstand bestellt, um die Abwehr zu verbessern und das Image des Konzerns aufzubessern. Seitdem dürfen beispielsweise Mitarbeiter von Call-Centern nur noch eine relativ nie-drige Zahl von Kundendaten pro Stunde aufrufen, damit ein massenhaftes Abgreifen von Informationen schwierig wird.

Die großen Angriffe auf die Kundendaten kommen mittlerweile aber überwiegend direkt aus dem Netz. So meldet die Telekom im Jahr rund eine Million Versuche, ihre Rechner zu knacken. Der Konzern hat eine der am besten ausgestatteten Cyber-Security-Abteilungen eines Unternehmens in Europa aufgebaut, um Attacken abzuwehren.

Trotz vieler Abwehrmaßnahmen gelangten 2014 Daten von Millionen E-Mail-Konten in fremde Hände, wovon viele Unternehmen wie Telekom, Freenet oder auch United Internet (Web.de) getroffen waren.

Weitere bekanntgewordene Hackerangriffe betrafen in den vergangenen Jahren Sony, Ebay, die US-Bank JP Morgan, den amerikanischen Einzelhändler Target und die französische Mediengruppe TV 5 Monde. In Deutschland wurde der Bundestag in diesem Jahr Opfer einer äußerst ernstzunehmenden Attacke.

(RP)
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