Einkaufen in unserer Region Der riskante Wettlauf um die Outlet Center

Düsseldorf · In Duisburg sollen die Bürger am 24. September über das auf dem ehemaligen Loveparade-Gelände geplante FOC abstimmen. Handelsexperten zweifeln an den Erfolgschancen - wie bei anderen derartigen Plänen in der Region.

Erfolgreiches Vorbild: Das Shopping-Center in Roermond in den Niederlanden. (Archiv)

Erfolgreiches Vorbild: Das Shopping-Center in Roermond in den Niederlanden. (Archiv)

Foto: DOC Roermond

Etwa 30 Kilometer südwestlich von Bonn steht Gerrit Heinemanns Paradebeispiel für ein gelungenes Factory Outlet Center (FOC). "In Bad Münstereifel gab es vor Jahren 40 Prozent Leerstand. Dann haben einige Stadtväter leerstehende Immobilien gekauft und das Outlet Center in der City entwickelt. Das Ergebnis: eine attraktive Innenstadt, die immer noch deutlichen Zustrom erlebt", sagt der Handelsprofessor der Hochschule Niederrhein. Das rund 10.000 Quadratmeter große Outlet Center soll noch einmal um 2000 Quadratmeter wachsen. Alle sind glücklich, weil alle profitieren - das Center, der kleine Einzelhandel, die Gastronomie, die Vermieter der Immobilien, die Kommune.

In Duisburg sollen die Bürger entscheiden

So viel Harmonie würden sie sich in Duisburg auch wünschen. Dort hat der Stadtrat zwar dem Bürgerbegehren gegen das auf dem ehemaligen Loveparade-Gelände geplante FOC nicht entsprochen. Aber das ist nicht das letzte Wort. Nun müssen die Bürger am 24. September abstimmen - am Tag der Bundestags- und der Bürgermeisterwahl in Duisburg. Über das gigantische Handelsprojekt, bei dem Deutschlands größtes Designer-Outlet entstehen soll, wird in der Stadt seit geraumer Zeit heftig gestritten. Der örtliche Einzelhandel fürchtet, er könnte ob der Konkurrenz durch das zwei Kilometer außerhalb der City geplante FOC ausbluten. In denen verkaufen die Hersteller teils direkt die Waren, die ansonsten im Handel über die Ladentheke gehen.

Die Gegner finden Heinemann auf ihrer Seite. Der ist gegen jedes Outlet Center außerhalb der Innenstädte. "Die Innenstädte erodieren ohnehin dadurch, dass im Non-Food-Bereich immer mehr Umsatz ins Internet abwandert. Da ist so ein Outlet Center wie in Duisburg am Rande der Stadt wie ein Sargnagel", sagt der Experte. Volker Simstich, Karstadt-Filialleiter in Duisburg, sprach jüngst in der "WAZ" gar von einem "Super-Gau für die Duisburger Innenstadt".

Das Problem: Der Umsatzkuchen im deutschen Einzelhandel vergrößert sich nicht mehr. Binnen zehn Jahren, so lauten die Prognosen, könnte sich der Online-Umsatz außerhalb des Lebensmittel-Geschäfts verdoppelt haben. Stimmen die Voraussagen, dann würden 2027 schon zwei von fünf Euro über das Internet erlöst.

Viele Outlet-Pläne in der Region

Und das in Zeiten, wo in der Region Outlet-Center-Pläne en masse geschmiedet werden. Allein drei im Bergischen Land - in Remscheid, Wuppertal und Solingen. Einen "Wettlauf der Kommunen" beobachtet Marco Atzberger, Geschäftsführer des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI. Hält die Region so viel aus? "Nein, NRW verträgt kein einziges weiteres mehr", sagt Heinemann.

Der Markt gilt unter Fachleuten als überfrachtet, erst recht in der Bergischen Region, wo die Outlet Center nicht nur dem klassischen Handel Geschäft streitig machen, sondern sich auch noch in ihren eigenen Einzugsgebieten extrem überschneiden würden. Zwischen Bad Münstereifel im Kreis Euskirchen und dem zweiten nordrhein-westfälischen FOC im münsterländischen Ochtrup liegen immerhin noch 220 Kilometer, zwischen Wuppertal und Remscheid kaum mehr als 20. Außerdem: Im ehemaligen Carsch-Haus in Düsseldorf hat jüngst die kanadische Warenhauskette und Galeria-Kaufhof-Eigentümerin Hudson's Bay ihr erstes Edel-Outlet-Center in Deutschland eröffnet, für die potenziellen Kunden aus der Region Mönchengladbach/Viersen/Krefeld ist gleichzeitig das FOC im niederländischen Roermond nicht mal eine Autostunde entfernt.

Zusätzliche Einnahmen im Tourismus?

Die Befürworter sehen das natürlich alles viel positiver. Sie verweisen auf zusätzliche Jobs, die durch die Outlet Center entstünden, auf Kaufkraft, die angezogen würde, auf zusätzliche Einnahmen im Tourismus und in der Gastronomie. Andererseits würden bei einem Verdrängungswettbewerb möglicherweise mehr Arbeitsplätze im vorhandenen Einzelhandel wegfallen als neue entstehen, heißt es in der Branche.

(RP)
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