Düsseldorf Rückrufaktion für Hüftimplantate

Düsseldorf · 1800 Prothesen von Johnson & Johnson gingen nach Deutschland.

Patienten, die sich ein bestimmtes künstliches Hüftgelenk haben einsetzen lassen, müssen womöglich zurück ins Krankenhaus. Eine Tochterfirma des amerikanischen Konzerns Johnson & Johnson ruft Prothesen der Marke Adept zurück, die auch nach Deutschland verkauft worden sind. Als Grund nannte Johnson & Johnson (J & J) gestern eine unerwartet hohe Versagensquote. Von dem Produkt seien 7700 Stück in 21 Länder verkauft worden. Davon sollen 1800 nach Deutschland gegangen sein.

Britische Studien hätten ergeben, dass die Implantate bei zwölf Prozent der Patienten nach sieben Jahren ausgetauscht werden mussten. Aus australischen Statistiken gehe sogar hervor, dass ein Wechsel bei sieben Prozent der Patienten schon nach drei Jahren notwendig wurde. Das Unternehmen hat die Ärzte im Januar erstmals mit einem "Sicherheitshinweis" informiert.

Der Weltkonzern wollte sich aber weder zu den Gründen noch zu den Folgen für Betroffene äußern. Er teilte lediglich mit: "Patienten, die den Adept 12/14 Modularkopf erhalten haben und Symptome feststellen, sollten sich an ihren Arzt wenden und gemäß der geltenden lokalen Behandlungsstandards für Patienten mit Metall-auf-Metall-Implantaten behandelt werden." Von Bedauern oder Kostenübernahme kein Wort.

Patienten sollten sich deshalb auch mit ihrer Krankenkasse in Verbindung setzen, raten Experten. Die Techniker Kasse etwa hat eine Hotline für Fälle wie diese eingerichtet (montags bis freitags unter 040/69092485). In Deutschland werden pro Jahr 200 000 Hüftgelenke implantiert, 30 000 davon im Austausch älterer Prothesen.

Johnson & Johnson hat immer wieder Ärger mit seinen Medizinprodukten. Im Jahr 2010 hatte der Konzern 93 000 künstliche Hüftgelenke weltweit vom Markt genommen. Auch Kontaktlinsen musste er schon zurückrufen. Mittlerweile sind gegen J & J Tausende Klagen anhängig, für die das Unternehmen bereits Rückstellungen in Milliarden-Höhe gebildet hat.

Johnson & Johnson ist in Deutschland vor allem durch Marken wie Penaten, Bebe-Salbe oder ob-Tampons bekannt. Ein Tochterunternehmen sitzt in Neuss.

(anh/rtr)
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