Düsseldorf Runder Tisch gegen Fracking in Holland

Düsseldorf · Die Schiefergas-Pläne der Niederlande stoßen in Nordrhein-Westfalen auf Widerstand. Die rot-grüne Landesregierung kündigt einen breiten Dialog an. Die Erdgas-Branche möchte hingegen Probebohrungen auch in Deutschland.

Die Pläne der Niederlande, im grenznahen Raum ab 2015 Erdgasförderung per Fracking womöglich zuzulassen, stoßen in Nordrhein-Westfalen auf breite Ablehnung. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) sagte, diese Frage dürfe nicht im Alleingang entschieden werden. "Ich erwarte, dass sich auch die Bundesregierung einschaltet", teilte Remmel via Twitter von einem Besuch in China mit. "Das Bundesumweltministerium und das Bundeskanzleramt müssen die Position des Bundesrates gegenüber den Niederlanden klarmachen", forderte Remmel.

Der Bundesrat hatte 2013 für ein Fracking-Verbot votiert. Im Nachbarland läuft ein Prüfverfahren, das dazu führen könnte, Probebohrungen und Fracking auch im grenznahen Bereich ab 2015 zuzulassen -wenn die Umweltverträglichkeitsprüfung dies für unbedenklich hält. Bürger können zu den Plänen nun Stellung nehmen. Darüber hatte unsere Zeitung bereits berichtet.

Die niederländische Regierung kündigt in dem vorgelegten Entwurf zur "Strukturvision Schiefergas" an, die Gasvorräte optimal nutzen zu wollen und dazu Fracking zu prüfen. Das Verfahren entspreche der Empfehlung der EU-Kommission an die Mitgliedstaaten. Der Bund äußerte sich gestern noch nicht dazu. Die NRW-Staatskanzlei hatte das niederländische Wirtschaftsministerium gebeten, die Pläne zu erläutern. In Nordrhein-Westfalen verbietet derzeit ein Moratorium der Landesregierung Tests der umstrittenen Methode, bei der ein Chemie-Cocktail unter hohem Druck im Boden Gesteinsschichten aufsprengt. Unternehmen wie Wintershall haben zwar bereits abgesteckte Claims, gebohrt werden darf aber nicht.

Der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG) forderte dazu auf, auch in Deutschland noch einmal über Fracking nachzudenken: "Es ist an der Zeit, Investitionen in die heimische Produktion wieder zu ermöglichen und die Schiefergas-Potenziale zu erkunden. Für Schiefergas brauchen wir Pilot-Projekte. Anders lässt sich nicht in Erfahrung bringen, ob sich die vorhandenen Vorkommen wirtschaftlich erschließen lassen", sagte WEG-Hauptgeschäftsführer Josef Schmid.

Die Parteien in NRW erteilten dagegen Fracking auch auf niederländischer Seite gestern eine Absage. Es sei "unverantwortlich, jetzt Bohrungen unter Einsatz schädlicher Substanzen zu genehmigen", erklärte SPD-Fraktionsvize Rainer Schmeltzer. Er kündigte an, dass die rot-grüne Landesregierung einen breiten Dialog mit den Bürgern sowie mit Vertretern von Unternehmen und Wissenschaft führen wolle. Auch die Benelux-Staaten und die Nachbarländer in Deutschland sollten dazu eingeladen werden.

Die NRW-CDU fordert für die Sitzung des Umweltausschusses am 25. Juni einen Bericht der Landesregierung zu Fracking. Die Union lehnt Fracking mit Chemie ab. Demgegenüber sagte der FDP-Energie-Experte Dietmar Brockes, es sei nach wie vor nicht ausreichend geklärt, ob Fracking in Europa - bei Einhaltung strengster Umweltstandards - zu einer Gefährdung des Trinkwassers führe. Brockes: "Daher wäre es sinnvoll, zunächst unser Wissen über die Technologie zu erweitern und die Chance zu nutzen, ein ,Green Fracking' ohne Gefährdung von Mensch, Tier oder Umwelt zu entwickeln."

(RP)
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