Deutsche Autobranche in Sorge Russland erwägt offenbar Importstopp für westliche Autos

Moskau · Das letzte, was die deutschen Autobauer jetzt auf dem "Zukunftsmarkt" Russland brauchen, wäre ein Einfuhrverbot. Bisher wird darüber nur spekuliert. Die Konzernzentralen beobachten die Lage genau.

 Diese Autos warten auf ihre Verladung. Im Fall neuer Sanktionen von EU und USA erwägt Russland Medien zufolge ein Importverbot für westliche Autos.

Diese Autos warten auf ihre Verladung. Im Fall neuer Sanktionen von EU und USA erwägt Russland Medien zufolge ein Importverbot für westliche Autos.

Foto: dpa, crj tba Ken sab

Für den Fall neuer Sanktionen von EU und USA erwägt Russland einem Medienbericht zufolge ein Importverbot für westliche Autos. Ein entsprechender Vorschlag sei Staatspräsident Wladimir Putin übermittelt worden, berichtete die Moskauer Zeitung "Wedomosti" (Montag) unter Berufung auf Regierungsvertreter. Eine Anweisung des Kremls, neue Sanktionen auszuarbeiten, gebe es aber noch nicht. Eine offizielle Bestätigung für die Überlegungen lag am Montag nicht vor.

Die deutsche Autobranche hielt sich am Montag mit Stellungnahmen zurück. Für sie war Russland in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wachstumsmarkt geworden. Schon vor der Ukraine-Krise hatte der Absatz aber zu schwächeln begonnen, was die Branche auf die lahmende Konjunktur und den schwachen Rubel zurückführt.

Ein Opel-Sprecher in Rüsselsheim sagte am Montag auf Nachfrage: "Wir behalten die Situation in Russland genau im Auge." Der russische Markt laufe seit Monaten schlecht. "Wir sind aber nach wie vor von den Wachstumsaussichten des russischen Marktes überzeugt."

Im vergangenen Jahr kauften die Russen 2,78 Millionen neue Autos, das waren 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Von Januar bis Juni dieses Jahre schrumpfte der Markt um 9,9 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2013. Die Ukraine-Krise verschärfe die Probleme, hieß es in der Branche.

Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie trug 2013 mit 585 000 jeder fünfte Neuwagen in Russland das Markenzeichen eines deutschen Konzerns. Etwa ein Viertel davon wurde in Deutschland zusammengesetzt. Einige Autobauer - wie VW und BMW - haben schon Werke in Russland.

VW hält daran fest, bis Ende 2018 weitere 1,2 Milliarden Euro in dem Land zu investieren. "Wir beobachten die Lage in Russland sehr aufmerksam", erklärte ein Sprecher allerdings am Montag. Daimler wollte sich zu Spekulationen nicht äußern, ebenso wenig BMW.

Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte kürzlich der "Bild am Sonntag" gesagt: "Es gilt ganz klar das Primat der Politik." Die Wirtschaft habe sich auf die Bedingungen einzustellen, die die Politik setze - "unabhängig von den direkten Konsequenzen".

Russland hatte Anfang August auf Strafmaßnahmen des Westens mit einen Importstopp für Lebensmittel aus der EU, den USA, Norwegen, Kanada und Australien reagiert. Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte damals, eine Ausweitung sei möglich. Auch ein Überflugverbot für westliche Airlines ist im Gespräch.

Der Zeitung zufolge wäre auch ein vollständiger oder teilweiser Importstopp für westliche Fahrzeuge denkbar. In Russland produzierte Autos sollen demnach aber nicht betroffen sein.

Ein Einfuhrverbot könnte die Nachfrage nach heimischen Marken steigern. Schon im Juli hatte die Regierung den Kauf ausländischer Dienstwagen eingeschränkt. Es gibt auch Überlegungen, den Verkauf wie schon 2010 mit einer Abwrackprämie nach deutschem Vorbild anzukurbeln.

(dpa)
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