Essen RWE sichert Beschäftigung bis Ende 2018

Essen · Die Löhne steigen ab Juli 2015 um 2,3 Prozent. In der Kraftwerkssparte drohen 2016 hohe Verluste.

Die Belegschaft von RWE kann aufatmen: Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern schafft eine Anschlussregelung für die Ende 2014 auslaufende Kündigungsschutzregelung. Danach können Mitarbeiter, deren Stelle im Zuge des Konzernumbaus wegfällt, in die neue RWE-eigene Vermittlungsgesellschaft Switch wechseln. Dort genießen sie weitreichenden arbeitsrechtlichen Schutz bis Ende 2018, wie die Gewerkschaften mitteilten. Kündigungen gibt es demnach nicht, wenn die Mitarbeiter spätestens einen zweiten angebotenen Job annehmen oder die angebotenen Fortbildungen mitmachen. "Der neue Tarifvertrag enthält den Wechsel von einer kollektiven hin zu einer individuellen Beschäftigungssicherung", erklärte Hans Peter Lafos, der für Verdi die Verhandlungen führte.

Zudem vereinbarten die Tarifparteien eine Gehaltserhöhung von 2,3 Prozent ab 1. Juli 2015. Für das erste Halbjahr 2015 gibt es eine Einmalzahlung von 1200 Euro, bei Auszubildenden sind es 400 Euro. Die Vergütungsvereinbarung läuft bis Dezember 2016. Sie gilt für 21 000 Mitarbeiter und kostet RWE insgesamt einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag. Diese Regelung gilt zunächst nur für Tarif-Mitarbeiter.

Wie es mit der Vergütung der außertariflich Beschäftigten weitergeht, ist noch offen. In der Vergangenheit haben sie in der Regel im gleichen Maße von den Gehaltssteigerungen profitiert. Dann würden die Kosten für RWE entsprechend steigen. Für die Beschäftigten der RWE-Beteiligungen Amprion, Thyssengas und AVU starten die Verhandlungen zur Beschäftigungssicherung im Januar, so Verdi.

Personalvorstand Uwe Tigges lobte die Vereinbarung: "Wir senden das richtige Signal zur richtigen Zeit. Wir fordern unsere Mitarbeiter, aber wir sichern sie zugleich ab." Auch Verdi-Verhandler Lafos betonte: "Mit dem Tarifpaket haben wir eine gute Absicherung unserer Mitglieder in sehr schwierigen Zeiten durchgesetzt."

RWE leidet stark unter der Branchenkrise und den gefallenen Großhandelspreisen für Strom. Viele Gas- und Kohle-Kraftwerke schreibe rote Zahlen. Entsprechend rot sieht offenbar auch die Zukunft für die Kraftwerkssparte "RWE Generation" aus. Laut mittelfristiger Finanzplanung soll die Sparte in den nächsten Jahren Millionen-Verluste machen, wie es in Aufsichtsrats-Kreisen heißt. Früher war sie ein sicherer Milliardengewinn-Bringer für RWE. Am Freitag hatte der Aufsichtsrat erstmals einen Blick auf die neue Mittelfristplanung geworfen. Die RWE-Sprecherin sagte: "Das kommentieren wir nicht, die mittelfristige Finanzplanung stellen wir im März vor."

RWE hat von seinen einst 74 000 Stellen bereits Tausende abgebaut. Allein in diesem Jahr sinkt die Zahl der Beschäftigten von knapp 65 000 auf 60 400 zum Jahresende.

(RP)
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