Energiekonzern RWE plant einen Radikalumbau

Düsseldorf · Der angeschlagene Energiekonzern will Töchter zusammenlegen oder auf die Mutter verschmelzen. Am 10. August will der Vorstand dem Aufsichtsrat seine Pläne vorlegen. Die Gewerkschaft pocht auf Mitbestimmung.

 RWE-Chef Peter Terium.

RWE-Chef Peter Terium.

Foto: dpa, obe pzi

Der angeschlagenen Energiekonzern RWE versucht, mit einem radikalen Umbau aus der Krise zu kommen. Er will mehrere Tochtergesellschaften zusammenlegen oder auf den Mutterkonzern verschmelzen. Am 10. August kommt der Aufsichtsrat zu einer Sondersitzung zusammen, wie es in Konzernkreisen heißt. Dort will RWE-Chef Peter Terium seine Pläne präsentieren.

Bereits seit Monaten wird im Konzern eine Verschlankung der Strukturen unter dem Projektnamen "Parent" (englisch für Eltern) diskutiert. RWE soll zu einem Stammhaus umgebaut werden. Bisher ist die RWE AG eine Holding, die operative Arbeit machen die Töchter. Nun sollen viele von ihnen aufgelöst oder verschmolzen werden, stattdessen wird das Stammhaus, die Holding, gestärkt. Zu Aufsichtsratsangelegenheiten äußert sich RWE traditionell nicht.

Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern hat in besseren Zeiten einen Wasserkopf an Verwaltung aufgebaut. Unter der Mutter RWE AG sind allein sieben Töchter aufgehängt. Sie sind als AG, SE (europäische Aktiengesellschaft) oder GmbH organisiert und haben entsprechend viele Vorstände, Stäbe und bis zu 20-köpfige Aufsichtsräte. Meist haben die Töchter selbst noch Töchter.

So hat die RWE Deutschland AG (Essen) eine Tochter, die RWE Vertriebs AG (Dortmund), mit der sie nun verschmolzen werden soll. Betroffen ist auch die Ökostromsparte RWE Innogy, die wegen der schlechten Lage des Konzerns kaum noch wachsen kann. Betroffen ist zudem die Tochter RWE Technology, die sich um den Kraftwerksbau kümmert — der wegen der Branchenkrise in den nächsten Jahren keine Rolle mehr spielen wird.

Die Gewerkschaften kritisieren seit langem die komplexe Struktur. Schon die Schaffung der RWE Generation als Zwischenholding zwischen RWE AG und Kraftwerkstochter Power hatten sie kritisch gesehen. Nun soll auch diese Struktur gestrafft werden. Wichtig ist den Gewerkschaften, dass Terium im Zuge des Umbaus keine Mitarbeiterrechte schleift. "Bei der geplanten Zusammenlegung von RWE-Tochtergesellschaften werden wir darauf pochen, dass die Mitbestimmung ihren Einfluss behält", sagte Hans-Peter Lafos, der für die Gewerkschaft Verdi im Aufsichtsrat sitzt, unserer Zeitung. "Der Umbau des RWE-Konzerns zu einem Stammhaus darf nicht dazu führen, dass Arbeitnehmerrechte ausgehöhlt werden. Ich bin zuversichtlich, dass das gelingt."

Die Idee des Plans hat Terium nun seinen obersten Führungskräften in einem Schreiben erläutert, das unserer Zeitung vorliegt. Darin wirbt er für Vertrauen und versichert er ihnen den Erhalt ihrer Rechte. So will er Unruhe unter den Führungskräften vermeiden, die nun vielfach versetzt werden sollen.

Streit droht Terium mit den Kommunen, die 25 Prozent an RWE halten. Ihnen geht es vor allem darum, Standort zu bleiben und Arbeitsplätze zu behalten. Die Stadt Dortmund, wo die zur Disposition stehende Vertriebs AG sitzt, hatte bereits im Frühjahr erklärt: "RWE hat zugesagt, dass Dortmund ein prominenter Konzern-Standort bleiben wird." Auf Einhaltung dieser Zusage will Dortmund weiterhin bestehen.

Im Frühjahr hatten die Aufsichtsräte den Vorstand beauftragt, ein detailliertes Konzept zum Stammhaus vorzulegen, was nun am 10. August geschehen soll. Im September kommt der Aufsichtsrat dann zu seiner regulären Sitzung zusammen.

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