Essen RWE will Gehälter in Kraftwerken um 25 Prozent senken

Essen · Am Dienstag startet die Tarifverhandlung. RWE will über Wegfall von Weihnachtsgeld und Urlaubstagen sprechen.

Der angeschlagene Energiekonzern RWE will die Gehälter in der Kraftwerkssparte Generation massiv stutzen. "Die Arbeitgeberseite will tarifliche Leistungen radikal kürzen: Entfall des Weihnachtsgeldes, Streichung von Urlaubstagen, Kürzung von Zulagen, Änderung der Arbeitszeit, Streichung vermögenswirksamer Leistungen. Das Gesamtpaket umfasst das Volumen einer 25-prozentigen Reduzierung der Einkommen", heißt es in einem Flugblatt, das die Gewerkschaft IG BCE verteilt hat.

Einen solchen Einschnitt will die sonst so friedliche Gewerkschaft nicht hinnehmen. "Nicht mit uns! Eine Reduzierung tariflicher Leistungen löst das Problem sinkender Strompreise nicht", warnte Holger Nieden, Verhandlungsführer für die IG BCE. Bei den Verhandlungen für die Kraftwerkssparte geht es um rund 10.000 Beschäftigte.

Gas- und Kohle-Kraftwerke leiden unter dem Fall der Großhandelspreise für Strom. Das hat die Gewinne einbrechen lassen. Die RWE Kraftwerke haben mit dem Sparpogramm Neo bereits massive Einsparungen erbracht. Doch das reicht nicht. Nun hat der Konzern die Gewerkschaften zur Verhandlung über einen Not-Tarifvertrag nach Paragraf 21 des Manteltarifvertrags aufgefordert, wie die IG BCE erklärt. Danach sind die Tarifvertragsparteien verpflichten, in Gespräche einzutreten, wenn dies wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten oder zur Sicherung der Beschäftigung notwendig ist.

In Vorgesprächen hätte RWE die wirtschaftlich sehr schwierige Lage der Generation dargestellt und erklärt, dass neben einem weiteren Personalabbau auch die Reduzierung tariflicher Leistungen zwingend erforderlich sei, so die IG BCE weiter. Am Dienstag kommt RWE nun mit den Gewerkschaften zusammen, wie ein RWE-Sprecher bestätigte. Zur Forderung nach massiven Gehaltskürzungen wollte er sich nicht äußern. "Es gibt Tarifverhandlungen, weiteres können wir nicht kommentieren", sagte er.

Neben der Verhandlung über den Not-Tarifvertrag für die Kraftwerkssparte beginnen am Dienstag auch die regulären Lohn-Verhandlungen für rund 20.000 Beschäftigte (inklusive Azubis) im gesamten Konzern. RWE fordert laut IG BCE einen "besonders moderaten Abschluss" und einen lang laufenden Vertrag an Januar 2017. "In der Vergütungsrunde werden wir die sehr angespannte Lage berücksichtigen", gestand IG BCE-Unterhändler Nieden zu.

Möglicher Personalabbau müssen aber sozialverträglich erfolgen, betonte er weiter. Das Problem dabei: Zum Ende des vergangenen Jahres lief eine Regelung ("AMP-Vertrag") aus, wonach RWE-Mitarbeiter Anspruch auf großzügige Abfindungen haben. Der klamme Konzern ist aber nicht bereit, diese Regelung zu verlängern. Personalvorstand Uwe Tigges stehen harten Verhandlungen bevor.

(anh)
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