Essen RWE will Steag-Verträge beenden

Essen · Die Nummer fünf gerät weiter unter Druck. Die Kohlestrom AG soll sie retten.

RWE will seine Kraftwerks-Kapazität weiter reduzieren. Zum 30. September will er rund 350 Megawatt Strom, die im Kraftwerk Bergkamen erzeugt werden, an den Partner Steag zurückgeben, der dann selbst für die Vermarktung sorgen müsste. Zudem erwägt RWE vorzeitig aus dem Mitte 2015 endenden Liefervertrag für 300 Megawatt auszusteigen, die im Steag-Kraftwerk Walsum 9 erzeugt werden, wie es in Branchenkreisen heißt. Für den vorzeitigen Ausstieg sei RWE sogar bereit zu zahlen. Beide Maßnahmen kämen zu den im August 2013 von RWE angekündigten Kapazitäts-Reduzierungen von gut 4200 Megawatt (darunter 1170 Megawatt aus Vertragsbeendigungen) hinzu. Die RWE-Sprecherin sagte dazu: "Bei der Vorstellung der Bilanz in der kommenden Woche wird es ein Update unter anderem zu den Kapazitätsmaßnahmen geben."

Der Versorger Steag erzeugt seit vielen Jahren Strom im Auftrag von RWE. Doch wegen des Überangebots an (Öko-)Strom im Markt hat RWE zunehmend Probleme, seine eigenen Kraftwerke auszulasten. RWE hat daher schon eine Reihe von Lohnverstromungs-Verträgen mit der Steag auslaufen lassen.

Das bringt die Steag weiter unter Druck. Die Nummer fünf der Branche hat den ältesten Kraftwerks-park. Da viele Blöcke abgeschrieben sind, kann sie derzeit zwar günstig und viel Strom erzeugen. Doch bald steht die Modernisierung an, dann wird es nach Einschätzung von Branchenbeobachtern schwierig. Als Rettungsplan für das Unternehmen hat der Chef der Gewerkschaft IG BCE, Michael Vassiliadis, eine nationale Kohlestrom-Gesellschaft vorgeschlagen. Davon will die Steag nichts wissen: "Wir haben derzeit keine Pläne, unsere Steinkohlekraftwerke zu veräußern. Schon heute bewirtschaften wir Kraftwerke von Dritten mit Erfolg und bauen unser Drittgeschäft erweitert aus", so die Steag-Sprecherin.

Auch die Grünen übten Kritik. Es sei zwar lobenswert, wenn die IG BCE einsehe, dass Stromerzeugung künftig ohne Kohle stattfinden werde, sagte Oliver Krischer, Vize-Fraktions-Chef im Bundestag. "Dass Vassiliadis aber die RAG als Vorbild nennt, wirft Fragen auf hinsichtlich der wahren Motive." Die RAG sei bis heute der Sammeltopf für Subventionen zum Erhalt des Bergbaus.

(RP)
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