Düsseldorf Scharfe Kritik an Kohle-Importen

Düsseldorf · Menschenrechtsorganisationen beklagen die Abbau-Bedingungen.

Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation "Urgewald" fordert deutsche Energiekonzerne zum Verzicht von Importkohle aus Kolumbien auf. "Die Steinkohle wird in Kolumbien unter teilweise kriminellen Bedingungen gefördert", sagte Urgewald-Chefin Heffa Schücking gestern vor Journalisten in Düsseldorf und kündigte einen Protest ihrer Organisation auf der heutigen Hauptversammlung des Energieversorgers RWE an.

Mit dem schrittweisen Auslaufen des deutschen Steinkohlebergbaus ist der Anteil der ausländischen Kohle, die in deutschen Kraftwerken verstromt wird, auf 75 Prozent gestiegen. Kolumbien gehört zu den wichtigsten Lieferländern. Die Förder-Unternehmen in Kolumbien seien "teilweise in gravierende Menschenrechts-Verstöße bis hin zu Auftragsmorden verwickelt", so Schücking. So sei der Geschäftsführer eines in Kolumbien aktiven US-Förderunternehmens wegen des Auftrags zur Ermordung von zwei Gewerkschaftsfunktionären verurteilt worden. RWE habe gegenüber "Urgewald" Beziehungen zu dem Unternehmen bestätigt.

Eine Sprecherin von RWE sagte dazu, mit dem Unternehmen bestehe "derzeit kein Liefervertrag". Man werde mit ihm auch keine vertraglichen Beziehungen eingehen, "bevor nicht in der USA über die Zulässigkeit eines neuerlichen Verfahrens in der Sache der von Urgewald vorgebrachten Vorwürfe entschieden worden ist". Der Sprecherin zufolge wurden bisher auch weder das Unternehmen noch seine Mitarbeiter verurteilt

Schücking verwies auch auf die Rolle der NRW-Kommunen, die zu den größten RWE-Anteilseignern zählen. "Wenn eine Stadt wie Dortmund sich rühmt, weil im Rathaus nur noch fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt wird, muss sie sich auch um die Lieferbeziehungen von RWE kümmern. Als Großaktionäre sind die Kommunen mitverantwortlich", so Schücking.

Die RWE-Sprecherin verwies auf die Initiative "Bettercoal", die im Auftrag der Energieversorger die Arbeitsbedingungen in ausländischen Kohleminen überwache. " Alle aktuellen und zukünftigen Geschäftspartner werden einer regelmäßigen Prüfung unterworfen", so die Sprecherin.

(RP)
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