Frankfurt Schon wieder Unruhe bei der Deutschen Bank

Frankfurt · Privatkunden-Vorstand Neske sieht wegen des Verkaufs der Postbank für sich offenbar keine Perspektive mehr.

Der offenbar bevorstehende Abgang von Privatkundenchef Rainer Neske sorgt für neue Unruhe bei der Deutschen Bank. Hintergrund für den Wechsel dürfte unter anderem die Strategieänderung sein, die die Privatkundensparte schwächen wird. Die Bank kommentiert entsprechende Berichte nicht. Aber heute Abend schon könnte die Öffentlichkeit informiert werden, wenn sich der Aufsichtsrat zur Vorbereitung der morgigen Hauptversammlung trifft.

Angeblich hat Neske um die Auflösung seines bis 2017 laufenden Vertrags gebeten. Branchenbeobachter halten den Wunsch des Managers für nachvollziehbar. Denn durch den Verkauf der Postbank und die Straffung des Privatkundengeschäfts schrumpft die Sparte deutlich. Sie verliert 14 Millionen Kunden, rund 15 000 Mitarbeiter und knapp 50 Milliarden Euro an Einlagen. Gleichzeitig schwindet Neskes Einfluss innerhalb des Vorstands. Zwei weitere Argumente, die gezählt haben könnten: Das Investmentbanking wird in der neuen "Strategie 2020" nicht so deutlich beschnitten, wie Neske das offenbar gewünscht hatte. Zudem habe er sich auch dafür ausgesprochen, die Rechtsstreitigkeiten, mit denen die Bank seit Jahren konfrontiert ist, schneller aufzuarbeiten als bisher geschehen.

Deshalb sei ein möglicher Wunsch nach Vertragsauflösung plausibel, meint Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Aber in der aktuellen Situation sei das "fast schon eine Katastrophe", sagt der Aktionärsschützer. Neske sei ein "hoher und angesehener Vorstand", der auch schon als Nachfolger für einen der beiden amtierenden Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain gehandelt wurde. Auch 2012, als Josef Ackermann ging, galt Neske auch schon mal als Mann der Zukunft.

Die Entscheidung zum Verkauf der Postbank war Ende April gefallen. Als Grund hatten Jain und Fitschen unter anderem neue Regeln angeführt, nach denen die Postbank innerhalb des Deutsche-Bank-Konzerns stärker mit Eigenkapital hätte unterlegt werden müssen. Das war den Bank-Managern zu teuer - zumal die Postbank auch unter der Niedrigzinsphase leidet. Die neue Strategie aber sei nicht klar und richtungsweisend, kritisiert Nieding.

(RP)
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